Mexiko: Massaker vor Aufklärung

MEXICO MISSING STUDENTS PROTEST
MEXICO MISSING STUDENTS PROTEST(c) APA/EPA/SASHENKA GUTIERREZ (SASHENKA GUTIERREZ)
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Hauptverdächtige des Studentenmordes angeklagt. Das Massaker warf ein Schlaglicht auf die engen Verbindungen zwischen Staat.

Iguala. Knapp vier Monate nach dem Massaker an 43 Studenten in der südmexikanischen Provinz Guerrera wurden die mutmaßlichen Drahtzieher des Massenmordes angeklagt. Der Bürgermeister von Iguala, José Luis Abarca, und seine Ehefrau María Pineda Villa sollen hinter dem Verschwinden der Lehramtsstudenten vergangenen September stecken, sagte der Chefermittler der mexikanischen Staatsanwaltschaft.

Die Studenten eines linksgerichteten Lehrerseminars waren Ende September in Iguala von Polizisten festgenommen und verschleppt worden. Die Polizisten sollen die Opfer danach an die kriminelle Organisation Guerreros Unidos übergeben haben. Mitglieder der Bande haben den Mord bereits zugegeben; vermutlich wurden die Studenten verbrannt.

Private Polizistentruppe

Das Bürgermeister-Ehepaar wurde Anfang November nach sechswöchiger Flucht verhaftet, seither sitzt es in Untersuchungshaft. Die mexikanische Staatsanwaltschaft vermutet, dass Abarca die Verschleppung und das Massaker anordnete, um eine Demonstration der Studenten während einer Rede seiner Frau zu verhindern. María Pineda stammt aus einem einflussreichen Drogenhändler-Clan der Region, die Staatsanwaltschaft hält sie für die wichtigste Vertreterin der Guerreros Unidos in Iguala. Ermittlungen zufolge soll sie die Geschäfte der Gruppe aus dem Rathaus heraus geführt haben. Auch ihr Ehemann Abarca soll die Guerreros Unidos regelmäßig mit Geldbeträgen in der Höhe von umgerechnet 117.000 bis 176.000 Euro unterstützt haben. Außerdem soll Abarca eine ihm treue private Polizistentruppe von bis zu hundert Mann unterhalten haben.

Das Massaker an den Studenten warf ein Schlaglicht auf die engen Verbindungen zwischen Staat, Polizei und organisierter Kriminalität in Mexiko. Dort herrscht seit 2006 ein blutiger Drogenkrieg, der bisher rund 85.000 Menschenleben gefordert hat, 20.000 werden vermisst. Das Verschwinden der Studenten löste heftigen Protest gegen Polizei und Regierung aus. (eup/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2015)

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