Der Anti-Doping-Fachmann hofft, dass durch die jüngsten Ereignisse "viele wachgerüttelt" werden. Er sorgt sich aber auch um den Breitensport: "Der Umsatz ist ein Vielfaches größer als im Spitzensport".
Anti-Doping-Experte Hans Holdhaus verfolgt die jüngsten Enthüllungen über angeblichen Handel mit verbotenen Substanzen in Österreich mit großem Interesse. "Auch wenn es nicht lustig ist für den Sport, ich sehe es als reinigendes Gewitter, da werden viele wachgerüttelt", erklärte Holdhaus. Im Bereich des Freizeitsports, wo man nicht von Doping sprechen könne, hätten Untersuchungen ein hohes Maß der Einnahme von Medikamenten ergeben.
An ein großflächiges Netzwerk, das Doping in Österreich organisiere, glaubt Holdhaus nicht. "Ich glaube nicht, dass wir in Österreich flächendeckendes Doping haben", erklärte der Leiter des Instituts für medizinische und sportwissenschftliche Beratung (IMSB). Aber natürlich gebe es Leute, die verbotene Substanzen kaufen und verkaufen. "Die Sondereinheit arbeitet sichtlich sehr gut", sagte Holdhaus zu den jüngsten Entwicklungen und Festnahmen.
Anlass zur Sorge gebe aber auch der große Bereich des Freizeitsports. "Der Umsatz ist da ein Vielfaches größer als im Spitzensport", betonte Holdhaus und sprach eine von seinem Institut durchgeführte Befragung von Teilnehmern an Ausdauerbewerben an. Dabei hätten fast 30 Prozent der Hobbysportler angegeben, Substanzen oder Medikamente zu verwenden, die für Spitzensportler auf der Verbotsliste stehen. "Man kann aber hier nicht sagen, sie hätten gedopt", erklärte Holdhaus, weil es für den Freizeitsport kein Reglement gebe.
Es handle sich aber zum Teil um Medikamentenmissbrauch und berge damit eine große Gefahr für die Gesundheit. Auch im Bodybuilding- und Fitness-Bereich. "Da wird oft direkt in den Hormonhaushalt eingegriffen, ohne auf Nebenwirkungen und Spätfolgen zu achten, es kann zu akutem Herzversagen oder Leberschäden und anderen schweren Folgen kommen", erklärte Holdhaus. "Daher ist es sehr wichtig, Schritte für die Aufklärung und Prävention zu setzen.
Die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada Austria) hat diesbezüglich eine Broschüre verfasst, die bei Breitensportveranstaltungen verteilt werden soll.
(APA)