Experte Holdhaus: "Enthüllungen wie reinigendes Gewitter"

Hans Holdhaus
Hans Holdhaus(c) APA (Georges Schneider)
  • Drucken

Der Anti-Doping-Fachmann hofft, dass durch die jüngsten Ereignisse "viele wachgerüttelt" werden. Er sorgt sich aber auch um den Breitensport: "Der Umsatz ist ein Vielfaches größer als im Spitzensport".

Anti-Doping-Experte Hans Holdhaus verfolgt die jüngsten Enthüllungen über angeblichen Handel mit verbotenen Substanzen in Österreich mit großem Interesse. "Auch wenn es nicht lustig ist für den Sport, ich sehe es als reinigendes Gewitter, da werden viele wachgerüttelt", erklärte Holdhaus. Im Bereich des Freizeitsports, wo man nicht von Doping sprechen könne, hätten Untersuchungen ein hohes Maß der Einnahme von Medikamenten ergeben.

An ein großflächiges Netzwerk, das Doping in Österreich organisiere, glaubt Holdhaus nicht. "Ich glaube nicht, dass wir in Österreich flächendeckendes Doping haben", erklärte der Leiter des Instituts für medizinische und sportwissenschftliche Beratung (IMSB). Aber natürlich gebe es Leute, die verbotene Substanzen kaufen und verkaufen. "Die Sondereinheit arbeitet sichtlich sehr gut", sagte Holdhaus zu den jüngsten Entwicklungen und Festnahmen.

Anlass zur Sorge gebe aber auch der große Bereich des Freizeitsports. "Der Umsatz ist da ein Vielfaches größer als im Spitzensport", betonte Holdhaus und sprach eine von seinem Institut durchgeführte Befragung von Teilnehmern an Ausdauerbewerben an. Dabei hätten fast 30 Prozent der Hobbysportler angegeben, Substanzen oder Medikamente zu verwenden, die für Spitzensportler auf der Verbotsliste stehen. "Man kann aber hier nicht sagen, sie hätten gedopt", erklärte Holdhaus, weil es für den Freizeitsport kein Reglement gebe.

Es handle sich aber zum Teil um Medikamentenmissbrauch und berge damit eine große Gefahr für die Gesundheit. Auch im Bodybuilding- und Fitness-Bereich. "Da wird oft direkt in den Hormonhaushalt eingegriffen, ohne auf Nebenwirkungen und Spätfolgen zu achten, es kann zu akutem Herzversagen oder Leberschäden und anderen schweren Folgen kommen", erklärte Holdhaus. "Daher ist es sehr wichtig, Schritte für die Aufklärung und Prävention zu setzen.

Die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada Austria) hat diesbezüglich eine Broschüre verfasst, die bei Breitensportveranstaltungen verteilt werden soll.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Sport-Ticker

Anti-Doping-Maßnahmen von Darabos umstritten

Die Forderung des Sport-Ministers nach strafrechtlichen Konsequenzen für dopende Athleten trifft vielerorts auf Widerspruch. Auch in der eigenen Partei triftt Darabos auf Widerstand.
Symbolfoto
Mehr Sport

Doping: Radprofi K. aus U-Haft entlassen

Der österreichische Athlet, der vor knapp zwei Wochen wegen Verdachts auf Dopinghandel verhaftet wurde, ist gegen Gelöbnis wieder auf freiem Fuß. Es bestehe keine Verdunkelungs-Gefahr mehr.
Symbolfoto
Mehr Sport

Doping: Verhafteter Apotheker muss vor Kammer-Disziplinarrat

Der Beschuldigte, der im Zuge der jüngsten Affäre festgenommen wurde, dürfte seine Berechtigung für den Apothekenbetrieb verlieren. Die Präsidentin der Wiener Kammer ärgert sich über das "schwarze Schaf".
DARABOS
Mehr Sport

Doping: Sportminister Darabos will "Netzwerke zerschlagen"

Darabos betont, dass Doping nicht mehr nur den Spitzensport sondern zunehmend auch den Breitensport betreffe. So seien bei einem Hobby-Radrennen nach einer Kontroll-Warnung 400 Fahrer zurückgetreten.
Geldspritze
Mehr Sport

Millionengeschäft: Blutdoping als Geldspritze

Der umstrittene Exlanglauftrainer Walter Mayer wurde festgenommen. Er soll mit dem Blutpräparat EPO gehandelt haben. Drahtzieher des lukrativen Dopinghandels dürfte ein Wiener Apotheker sein.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.