Feindbild Managerbonus

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Manager, die trotz Staatshilfe für ihre Firmen Boni kassieren, werden als "Abzocker" kritisiert. Laut Ökonomen sind variable Gehälter durchaus sinnvoll. Entscheidend seien die Erfolgskriterien.

Wien. Hohe Verluste, Milliardenspritzen vom Steuerzahler und trotzdem Managerboni im dreistelligen Millionenbereich. Viel mehr brauchte es bei der US-Versicherung AIG nicht, um auch in den traditionell wirtschaftsliberalen USA die Wogen hochgehen zu lassen. In den Medien und auf der Straße wurden die AIG-Manager wegen ihrer „Gier“ attackiert. Die Politik drohte mit einem Gesetz, wonach 90 Prozent der Boni abgeschöpft werden sollen. Schlussendlich gaben die Manager nach und verzichten nun großteils „freiwillig“ auf die Zahlungen.

Doch nicht nur die Manager von AIG kamen aufgrund von Bonuszahlungen ins Schussfeld der Kritik: Auch bei der Schweizer UBS oder der deutschen Dresdner Bank sorgten die Boni angesichts der Verluste der Unternehmen für Unverständnis und Ärger. Und selbst Manager von Unternehmen, die noch Gewinne schreiben, werden wegen der Bonuszahlungen mit dem Vorwurf des „Abzockertums“ konfrontiert.

Boni haben ihre Berechtigung

Sind Manager-Boni also grundsätzlich schlecht? Nein. Für viele Ökonomen haben erfolgsabhängige Gehaltsbestandteile durchaus ihre Berechtigung. „Sie sind ein sinnvoller Leistungsanreiz“, meint Martin Karollus, Professor für Unternehmensrecht an der Uni Linz. Allerdings müssten sie an Parameter gebunden sein, die man nicht kurzfristig „pushen“ kann.

Genau hier liegt der Hund begraben. So haben falsche Bonuskriterien einen erheblichen Anteil an der aktuellen Finanzkrise. Denn es war für Investmentbanker mit Blick auf ihre Boni sinnvoll, Geschäfte einzugehen, die kurzfristig hohe Gewinne brachten, langfristig aber mit großen Risken verbunden waren.

Boni sollen aber weder falsche Anreize liefern, noch dürfen sie nur „echte“ Erfolge honorieren. „Es darf keinen Bonus dafür geben, dass man nichts Falsches gemacht hat“, so Karollus. Daher seien die Boni bei AIG angesichts der wirtschaftlichen Lage „absolut unverständlich“. Oft sei der Erfolg eines Managers auch schwierig zu beurteilen. „Sanierungsfälle“ könnten trotz eines guten Managements anfangs durchaus noch Verluste schreiben. Helmut Kasper, Leiter des Instituts für Management Development an der WU Wien, plädiert in solchen Fällen für eine klare Lösung: „Bei einem Minus darf es keinen Bonus geben. Bei einem Sanierungsfall ist es besser, ein höheres Fixum anstatt Boni zu zahlen.“

An welche Kriterien könnte ein Bonus nun gekoppelt sein? Patentrezept gibt es laut Ökonomen keines, da jedes Unternehmen anders sei. „Der Aktienkurs ist aber eines der schlechtesten Kriterien“, meint Karollus. Denn dieser könne leicht beeinflusst werden und honoriere oft langfristig falsche Entscheidungen.

Ein gutes Beispiel, wie unverdient Manager durch Optionsprogramme zu hohen Boni kommen können, ist der Fall des ehemaligen Daimler-Chefs Jürgen Schrempp. Das von ihm geführte Unternehmen hat durch die Übernahme von Chrysler rund 40 Milliarden Euro an Wert verloren. Nach Schrempps Rücktritt stieg der zuvor deutlich gefallene Aktienkurs wieder kräftig an. Schrempp profitierte davon mit seinen Aktienoptionen und kassierte Millionen.

Die Wirtschaftswissenschaftler plädieren für eine Bindung der Boni an Ertragskennzahlen. In der Praxis wird dies von den Firmen unterschiedlich gehandhabt. So hängen die Boni bei der Ersten Bank an der Verzinsung des Eigenkapitals und dem Verhältnis zwischen Kosten und Erträgen. „Beides Kriterien, die nicht kurzfristig beeinflussbar sind“, so ein Sprecher. Außerdem dürfen die Boni das jährliche Fixgehalt nicht übersteigen. Bei der Voestalpine hängen die Boni neben Ertragskennzahlen auch an „qualitativen Zielen“, wie der Mitarbeiterzufriedenheit. Bei der OMV werden Vorständen nur dann Aktien des eigenen Unternehmens zu einem vergünstigten Kurs angeboten, wenn sie zuvor selbst Geld investieren.

Gesetzliche Beschränkungen für Managergehälter und Boni sollte es laut Ökonomen keine geben. „Man kann nicht alle Unternehmen über einen Kamm scheren“, sagt Karollus. Wichtig sei es, die Aufsichtsräte stärker in die Pflicht zu nehmen. Diese haften mit ihrem Privatvermögen für überhöhte Bonifikationen, die zulasten des Unternehmens gehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2009)

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