Poroschenko: "9000 russische Soldaten in der Ukraine"

World Leaders Attend The North Atlantic Treaty Organization (NATO) Summit
World Leaders Attend The North Atlantic Treaty Organization (NATO) SummitBloomberg
  • Drucken

Russlands Verhalten sei eine Aggression, so der ukrainische Präsident. Er wird das Weltwirtschaftsforum in Davos vorzeitig verlassen.

Der Friedensplan sei ganz einfach, so der ukrainische Präsident Petro Poroschenko beim Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos: Keine weiteren Waffenlieferungen, das Zurückbeordern der Soldaten und das Schließen der Grenzen. Wenn man statt diesen Punkten über andere Dinge reden wolle, dann sei man nicht an einem Frieden interessiert, sagte Pororschenko mit Blick auf Russland. Er erinnerte an das Minsker Memorandum und der darin festgeschriebenen Waffenruhe sowie dem Rückzug ausländischer Kämpfer.

Insgesamt habe Russland 9000 Soldaten auf ukrainischem Boden stationiert, die die Separatisten unterstützen würden. "Wenn das keine Aggression ist, was ist dann eine Aggression?", so der Präsident. Während seiner Rede hielt Poroschenko ein durchlöchertes Stück Metall hoch: dies sei Teil eines Busses, der während eines Angriffes von Separatisten zerstört wurde. Dreizehn Menschen sind dabei gestorben, so Poroschenko.

Motorisierte Infanterie

Poroschenko wird allerdings nicht lange in Davos bleiben: angesichts der sich verschärfenden Spannungen in der Ostukraine verkürzt er seinen Besuch beim Weltwirtschaftsforum. Der Staatschef werde bereits am Mittwoch wieder in die Ukraine zurückkehren, teilte sein Sprecher mit. Zuvor hatte Kiew schwere Vorwürfe gegen Moskau erhoben: Reguläre russische Truppen hätten am Dienstag nordwestlich der Stadt Luhansk ukrainische Armeeeinheiten angegriffen, sagte ein Militärsprecher.

"Ukrainische Truppen haben den Vormarsch des Feindes gestoppt und regruppieren sich, um den Feind zurückzuschlagen", zitiert Reuters den Militärsprecher Roman Turovets. Die Regierung teilte mit, es sei motorisierte russische Infanterieeinheiten sowie eine Artilleriedivision innerhalb Russlands gesichtet worden, die sich auf die ukrainische Grenze zubewegten.

Schwerste Vorwürfe seit Monaten

Es war das erste Mal seit Unterzeichnung eines Abkommens der Konfliktparteien im September in Minsk, dass Kiew Moskau einen derartigen Vorwurf machte. Russland bestreitet, Truppen in die Ostukraine entsandt zu haben.

Auch in der ostukrainischen Rebellenhochburg Donezk gingen die Kämpfe weiter. In der Nacht auf Mittwoch seien dabei mindestens fünf Zivilisten getötet worden, 29 Menschen seien durch anhaltenden Artilleriebeschuss verletzt worden, teilte die Stadtverwaltung mit.

Die Eskalation kommt kurze Zeit, nachdem die ukrainische Regierung Moskau vorgeworfen hatte, die Unterstützung für die Separatisten zu intensivieren. Poroschenkos Sprecher kündigte an, dass der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats der Ukraine, Alexander Turtschinow, am Mittwoch ins Kampfgebiet in der Ostukraine reisen werde.

Krisengipfel der Außenminister in Berlin

Das Wiederaufflammen der Kämpfe überschattet auch ein Krisentreffen in Berlin. Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier will am heutigen Mittwochabend die Ressortchefs aus Frankreich, Russland und der Ukraine versammeln, um Lösungsmöglichkeiten der Krise auszuloten. Ein Gespräch am Montag vergangener Woche in gleicher Runde hatte keinerlei Fortschritte gebracht.

Neue Unterstützung erhielt Kiew in der Nacht auf Mittwoch von der EU. Chefdiplomatin Federica Mogherini sicherte der Ukraine im Konflikt mit Russland die dauerhafte Solidarität Brüssels zu. So werde die Europäische Union die Annexion der Krim durch Russland niemals anerkennen. "Wir werden die Krim in keinem Fall vergessen", sagte Mogherini am Dienstagabend in einer Rede in Washington. 

(Reuters/ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Teilnehmer der Gespräche in Minsk
Außenpolitik

Ukraine: Neuer Rückschlag im Ringen um Frieden

Ein Treffen der Kontaktgruppe in Minsk ging nach wenigen Stunden ohne Lösung zu Ende.
Einst Putins Judo-Partner, jetzt Oligarch: Arkadi Rotenberg
Außenpolitik

Putin-naher Oligarch soll Brücke auf die Krim bauen

Der Unternehmer Arkadi Rotenberg ist ein Judo-Partner des russischen Präsidenten und steht auf der EU-Sanktionsliste. Die Fertigstellung der Brücke ist für 2018 geplant.
BELARUS UKRAINE PEACE TALKS
Außenpolitik

Ukraine-Krise: Treffen der Kontaktgruppe abgesagt

Die Vertreter aus Kiew hätten eine Teilnahme an den Verhandlungen in Minsk abgesagt, behauptet Separatistenanführer Puschilin.
Ukrainische Soldaten üben schießen
Außenpolitik

Heftige Kämpfe im Donbass

Fünf Soldaten starben. Für Freitag ist ein Krisentreffen in Minsk mit Vertretern der Ukraine, der Separatisten, OSZE und Russland geplant.
Andris Bērziņš
Außenpolitik

Baltische Ängste vor Separatismus

Mit Sorge beobachtet Riga die Propaganda für eine „Volksrepublik“ im russisch dominierten Landesteil Lettgallen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.