Gastgeber der Philharmoniker: „Diese Musik – ich will tanzen!“

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73 Wiener Philharmoniker Ball 2014 Ball der Wiener Philharmoniker Philharmonikerball Wiener Musi(c) imago/Viennareport (imago stock&people)
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Vom burgenländischen Feuerwehrball in den Musikverein: Basstubist Paul Halwax ist der neue Ballchef der Wiener Philharmoniker.

Zum Interview ein paar Tage vor dem Philharmonikerball in der „Schönbrunner Loge“ des Sacher kommt Paul Halwax ohne sein Instrument, dafür mit einem Schuhsack: Für die Elmayersche Tanzstunde, die er an diesem Tag noch vor sich hat. „Als Organisator muss ich natürlich meine Tanzschritte perfektionieren.“

Seit Andreas Großbauer zum Chef der Wiener Philharmoniker avancierte, ist der Burgenländer sein Nachfolger als Organisator des Balls. Er habe Halwax als guten Gastgeber erlebt, lautete das Argument Großbauers. „Es ist sehr schön, es tut mir gut, und man wächst mit seinen Aufgaben“, resümiert er nach den ersten Monaten: „Weil ich“, sagt er mit bubenhaftem Charme, „ja eher schüchtern bin.“

Ein Ballfan war er trotzdem immer. „Ich liebe Bälle, vor allem die Musik. Beim Neujahrskonzert hab ich mir die ganze Zeit gedacht, oh mein Gott, diese schöne Musik – ich will tanzen!“ Die Begeisterung packt den 40-Jährigen auch, wenn er über die Formationen seiner Kollegen spricht, die eigens für den Ball gegründet werden. „Wie bei einem Urknall“ würden die Ideen entstehen, die dann zu einem Programm werden. „Ich hoffe, dass es den Leuten wieder gefällt. Aber die Kollegen spielen ja alle schön. Was soll passieren?“

„Geübt“ als Gastgeber hat Halwax in der Vergangenheit etwa mit dem Hersteller seiner Instrumente, die er in seine Loge lud: Nachkommen vertriebener Sudetendeutscher, für die Wien Familiengeschichte bedeutet. Halwax' Instrument ist die Tuba. Eigentlich wollte er ja Trompeter werden. Das erklärte er als Volksschüler Musikschullehrer und Kapellmeister, die in Tadten, seinem „kleinen Dörfchen im Seewinkel“, durch die Klassen wanderten, um Nachwuchs für die Musikkapelle anzuwerben. Interessenten für die Trompete gebe es genügend, beschied man ihm Er sei groß und kräftig – er werde Tuba spielen. „Das war mein Schicksal“, sagt Halwax mit gespielter Resignation.

Einmal, mit 14, er hatte bereits Preise gewonnen, habe er danach noch versucht, auszubrechen. Da wollte er auf Posaune umsteigen. Doch sein Lehrer, selbst Posaunist, weigerte sich. Mit 15 fuhr er dann schon vom Gymnasium in Neusiedl jede Woche mit dem Zug nach Wien auf die Hochschule, als außerordentlicher Student. „Was natürlich unglaublich war, denn in diesem Alter lernt man Sachen, die einen für das Leben prägen, gerade beim Musizieren.“ Beim Militär ließ er die Kapelle aus: „Mit Tuba marschieren ist nicht lustig.“ Angesichts der damals abgezählt neun Stellen für Tubisten in Österreich begann er mit 19 ein Studium in Maschinenbau. „Meine Idee war, Energietechniker zu werden.“ Wenig später wendete sich das Blatt: Nach drei Semestern Maschinenbau- und Tubastudium wurde bei den Philharmonikern eine Tubastelle frei. „Und dann hab ich natürlich begonnen, schwer zu üben.“

Wilde Zeiten im Burgenland

Das selbstgesetzte Limit: ein Job bis 25. „Bis dahin muss man wissen, ob man das Zeug hat. Wunder gibt's keine in dieser Branche.“ Dass am Ende alle Umstände gepasst hätten, sei trotzdem „ein Wunder“. Er glaube, sagt Halwax, „es ist viel in unserem Leben vorgegeben“. Auf (Feuerwehr-)Bällen habe er jedenfalls schon früh zu musizieren begonnen. „Der längste hat um neun Uhr früh vor dem Gasthaus geendet.“ Wilde Zeiten, „aber so konnte ich mir immerhin bald ein Auto leisten. Mit zwei Tubas ist es öffentlich schwierig.“ Seit 1998 spielte er auf dem Philharmonikerball die Fanfare. „Dieses Mal werde ich es von der anderen Seite des Saals aus der Ferne hören – und ich glaube, dass es mir da einige Male kalt über den Rücken laufen wird.“

ZUR PERSON

Paul Halwax wurde am 25. Jänner 1974 geboren und wuchs in Tadten im Seewinkel auf. Schon in der Volksschule begann er, Tuba zu spielen. Mit 15 wurde er außerordentlicher Hörer an der Hochschule in Wien. Seit 2001 ist er Mitglied der Wiener Philharmoniker. Er unterrichtet am Konservatorium Wien und leitet seit 2011 die Tubaklasse an der Musikhochschule Detmold. Er ist mit der italienischen Viola-da-Gamba-Spielerin Maddalena del Gobbo verheiratet. Als Nachfolger von Andreas Großbauer ist er der neue Organisator des Philharmonikerballs.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2015)

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