Kern: „Gibt bewohnte Planeten außerhalb des Raumschiffs Politik“

GRAZER OPERNREDOUTE 2015: VOVES / STEINBERGER-KERN / KERN
GRAZER OPERNREDOUTE 2015: VOVES / STEINBERGER-KERN / KERN(c) APA/ERWIN SCHERIAU (ERWIN SCHERIAU)
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Der ÖBB-Chef erklärt seinen Besuch in der Ball-Loge von Franz Voves via Facebook – und dementiert „Putschplan“ gegen Werner Faymann.

Wien. Seite an Seite waren Franz Voves und Christian Kern gemeinsam mit ihren Ehefrauen am vergangenen Samstagabend die Feststiege der Grazer Oper hinaufgeschritten. Ein doch deutliches Statement in Zeiten der zunehmenden Entfremdung zwischen dem steirischen Landeshauptmann und dem SPÖ-Bundesparteichef Werner Faymann, das auch medial entsprechenden Widerhall fand. Vor dem Hintergrund, dass sein Gast, Christian Kern, immer wieder als Faymanns Nachfolger gehandelt wird.

In einem Facebook-Eintrag hat ÖBB-Chef Christian Kern nun relativ ausführlich zu den Gerüchten Stellung genommen. Vor allem die Tageszeitung „Österreich“ nimmt er dabei ins Visier. Diese, so Kern, schreibe seit Tagen von einem „Putschplan“ in der SPÖ. „Da ich ja offenbar bei diesem Putschplan eine wesentliche Rolle spiele, sollte ich mich vielleicht bei ,Österreich‘-Chef Wolfgang Fellner erkundigen, worum es überhaupt geht. Bin überzeugt, der kann es mir sagen. Oder wird man mir dabei erklären, dass der Plan so dilettantisch ist, dass man mich nicht einmal eingeweiht hat? Die Schreiber von ,Österreich‘ haben entweder zu viel ,House of Cards‘ geschaut oder andere Motivationsquellen!“

Und Kern weiter: „Mein Eindruck ist, dass sich viele Vertreter der politischen Klasse gar nicht vorstellen können, dass es auch ein Leben neben der Politik geben kann. Aber es ist tatsächlich so: Es gibt bewohnte Planeten außerhalb des ,Raumschiffs Politik‘. Ziemlich interessante auch noch. Deshalb tun sich viele schwer, auch ein noch so oft wiederholtes Dementi zu akzeptieren.“

Kern geht auch auf seinen Besuch in Voves' Ball-Loge ein: „Natürlich ist mir klar, dass der private Besuch der Grazer Opernredoute mit Franz Voves von manchen als Provokation gesehen werden mag. Aber ehrlich gesagt ist mir das ziemlich egal. Wenn ich einen Freund, den ich als exzellenten Manager und Landeshauptmann kennengelernt habe, in dessen Bundesland wir gemeinsam große Infrastrukturprojekte realisieren, wegen einer tagespolitischen Diskussion nicht mehr träfe, wäre ich wohl eines der größten Weicheier unter der Sonne.“ Und eine kleine Spitze flicht der ÖBB-Chef auch noch ein: „Liebe Kollegen, ist euch gar nicht aufgefallen, dass meine Frau auf der Grazer Opernredoute ein blaues Kleid getragen hat? Wenn das nicht etwas zu bedeuten hat!!“

Zum Schluss fügt Christian Kern dann noch an: „Putschversuche finden doch wohl eher hinter dem Vorhang statt. Hat sich schon jemals jemand gefragt, was das für ein armer Plan sein soll, den die Protagonisten vor laufender Kamera aufführen?“

Voves: „Seit Jahren geplant“

„Das war seit Jahren geplant“ – so hatte Franz Voves, einst als „Kernöl-Sozialist“ tituliert, den Kern-Besuch am Samstag auf der Grazer Opernredoute erklärt. Das habe nichts mit der aktuellen Diskussion zu tun. Kerns Ehefrau, Eveline Steinberger-Kern, sei gebürtige Steirerin, so Voves. „Und sie war noch nie auf einer Redoute.“ (oli/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2015)

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