In dem Verfahren um die sogenannte "Carlton"-Affäre müssen sich der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds und 13 weitere Angeklagte wegen organisierter Zuhälterei verantworten.
Dominique Strauss-Kahn soll im Prozess um Sex-Partys an diesem Dienstag (9.30 Uhr) erstmals vom Strafgerichtshof im nordfranzösischen Lille befragt werden. In dem seit vergangener Woche laufenden Verfahren müssen sich der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) und 13 weitere Angeklagte wegen organisierter Zuhälterei verantworten.
In der "Carlton"-Affäre - benannt nach einem Luxushotel - hat Strauss-Kahn seine Teilnahme an freizügigen Partys stets eingeräumt. Er will aber nicht gewusst haben, dass die beteiligten Frauen Prostituierte waren.
Die Vergewaltigungsvorwürfe eines Zimmermädchens kosteten dem Ex-IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn die Kandidatur für das Präsidentenamt. In einem aktuellen Prozess muss er sich wegen schwerer Zuhälterei verantworten. EPA Ausgehend von einem Callgirl-Ring von drei Angestellten des Hotels Carlton in Lille sollen Strauss-Kahn, seine politischen Freunde und interessierte Unternehmer zwischen 2008 und 2011 in Hotels von Paris, New York und Washington Partys mit Gruppensex mit Prostituierten organisiert haben. Laut Aussagen beteiligter Frauen ging es dabei brutal zu. >> Mehr dazu.Macht, Moral, mögliche Intrigen - in diesem Dreieck sind auch schon andere große Männer gelandet. Allen voran ein italienischer Premier. APA/EPA (IAN LANGSDON) Silvio Berlusconi stolperte immer wieder über Gerichtsverfahren, eine Afterhour seiner "Bunga-Bunga"-Feste zieht sich bis heute. Der 78-Jährige war im "Ruby"-Prozess im Juli in einem Berufungsprozess überraschend freigesprochen worden. In erster Instanz war der dreimalige Regierungschef zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Der Freispruch ist noch nicht rechtskräftig. REUTERS Das Mailänder Berufungsgericht urteilte, dass Berlusconi während seiner Amtszeit als Premier nicht seinen Einfluss auf die Polizei genutzt hatte, um die Freilassung der wegen Diebstahls festgenommenen Nachtklubtänzerin Karima El Marough alias "Ruby" aus Polizeigewahrsam zu erwirken. EPA In Bezug auf den Vorwurf der Prostitution liege keine strafbare Handlung vor, urteilten die Richter. Berlusconi wurde von den Mailänder Staatsanwälten vorgeworfen, für Sex mit Ruby gezahlt zu haben, als diese noch unter 18 war. REUTERS In einem Verfahren in Florida hatte eine anonyme Klägerin mit dem Pseudonym "Jane Doe #3" 2014 erklärt, sie sei von dem Wall-Street-Milliardär Jeffrey Epstein als Minderjährige bei Orgien in London, New York und der Karibik gezwungen worden, auch mit Prinz Andrew Sex zu haben. Sie gab an von 1999 bis 2002 als "Sexsklavin" missbraucht und an Epsteins einflussreiche Geschäftspartner "verliehen". Das britische Königshaus wies die Vorwürfe gegen Andrew bereits mehrmals zurück. Reuters Ebenfalls 2014 gab die Staatsanwaltschaft in Los Angeles unter Verweis auf die Verjährungsfrist den Verzicht auf eine Anklage gegen US-TV-Star Bill Cosby bekannt. Die Kalifornierin Judy Huth beschuldigte Cosby als Erste, sie 1974 sexuell missbraucht zu haben. Dieser bestreitet dies ebenso wie 20 ähnlich gelagerte Vorwürfe. Reuters Der deutsche Entertainer Karl Dall wurde 2014 vom Vorwurf der Vergewaltigung einer Schweizer Journalistin freigesprochen. Das Bezirksgericht Zürich-Limmat kam zu dem Schluss, dass keine hinreichenden Beweise gegen den 73-Jährigen vorliegen. Dall war von der 43-Jährigen angezeigt worden, die wiederholt Prominente als Stalkerin verfolgt haben soll. Sie legte Berufung ein. APA/EPA (ENNIO LEANZA) Im Mai 2011 sprach das Landgericht Mannheim den Modertor Jörg Kachelmann vom Vorwurf der Vergewaltigung frei. Die Staatsanwaltschaft und die Nebenklägerin Claudia D. warfen Kachelmann eine besonders schwere Vergewaltigung in Tateinheit mit einer gefährlichen Körperverletzung an einer Geliebten vor. Die Indizien reichten nicht für eine Verurteilung aus. Der spektakuläre Prozess dauerte über ein Jahr, zuvor verbrachte er 132 Tage in Untersuchungshaft. Im Bild: Jörg und Miriam Kachelmann Clemens Fabry Der 81-jährige Filmregisseur soll im Jahr 1977 eine 13-Jährige sexuell missbraucht haben. Polanski bekannte sich damals nach seiner Festnahme schuldig. Nach 42 Tagen im Gefängnis nutzte er seine vorläufige Freilassung kurz vor dem Urteilsspruch zur Flucht aus den USA. Polanski war 2009 auf US-Anweisung in Zürich festgenommen worden. Anschließend stand er in seinem Chalet in Gstaad unter Hausarrest, bis ihn die Behörden nach rund zehn Monaten wegen Unklarheiten im Auslieferungsgesuch wieder freiließen. Derzeit liegt ein Auslieferungsantrag auf einem polnischen Gericht. REUTERS Er war ein Popstar, den die Mädchen anschmachten. Doch Gary Glitter ist tief gefallen. Anfang Jänner begann in London ein Prozess gegen den 70-Jährigen, der Vorwurf: sexueller Missbrauch von Kindern. Es geht um die Jahre 1975 bis 1980 und drei Mädchen, von denen zwei zur Tatzeit noch keine 13 Jahre alt gewesen sein sollen. In Vietnam war Glitter 2006 wegen Kindesmissbrauchs zu drei Jahren Haft verurteilt worden. EPA US-Starregisseur Woody Allen hat die Missbrauchsvorwürfe seiner Adoptivtochter Dylan Farrow im vergangenen Jahr erneut zurückgewiesen. Die heute 28-Jährige hatte ihren Adoptivvater in einem von der "New York Times" veröffentlichten Brief beschuldigt, sie im Alter von sieben Jahren sexuell missbraucht zu haben. Imago Die Vorwürfe sind nicht neu, Allens frühere Lebenspartnerin Mia Farrow (rechts, 1984) hatte sie bereits vor mehr als 20 Jahren zur Sprache gebracht. Farrow hatte die Anschuldigungen im Rahmen eines erbitterten Sorgerechtsstreit mit ihrem langjährigen Lebensgefährten Allen erhoben. Sie hatte zuvor entdeckt, dass dieser ein Verhältnis mit ihrer damals 19-jährigen Adoptivtochter Soon-Yi Previn hatte. Allen warf Farrow damals vor, die Missbrauchsvorwürfe aus Rachsucht konstruiert zu haben. Imago 2014 kam auch ein weiterer Missbrauchsvorwurf gegen Michael Jackson auf. Ein inzwischen 36 Jahre alter Mann aus Los Angeles beschuldigt den 2009 verstorbenen US-Sänger, sich in den späten 80er-Jahren sexuell an ihm vergangen zu haben. James Safechuck habe Jackson im Alter von zehn Jahren kennengelernt und sei von ihm über einen Zeitraum von vier Jahren mehr als hundert Mal missbraucht worden, erklärten dessen Anwälte. EPA Macht, Moral, Missbrauch: Mächtige Männer vor Gericht Zuhälterei wird als Straftat in Frankreich weit ausgelegt und umfasst etwa auch Prostitution, die von Dritten bezahlt oder bei Sex-Partys organisiert wird. Sollte der 65-Jährige das nicht gewusst haben, müsste er straffrei bleiben. Die Ermittler in Lille gehen allerdings davon aus, dass Strauss-Kahn die Prostitution klar gewesen sein muss.
Bandenmäßige Zuhälterei kann in Frankreich mit bis zu zehn Jahren Gefängnisstrafe geahndet werden. Auch Geldstrafen bis zu 1,5 Millionen Euro sind möglich. Wegen einer anderen Affäre - um Vergewaltigungsvorwürfe - hatte Strauss-Kahn 2011 seinen Posten als IWF-Chef räumen müssen. Mit der betroffenen Angestellten eines New Yorker Hotels einigte er sich außergerichtlich.
Der in Frankreich als "DSK" bekannte Strauss-Kahn musste auch seine Ambitionen aufgeben, 2012 für die Sozialisten als Präsidentschaftskandidat anzutreten.
In dem zunächst bis nächste Woche geplanten Prozess müssen sich mit Strauss-Kahn auch Bordellbetreiber, Hotelbesitzer und Unternehmer verantworten. Auch drei Manager des "Carlton" in Lille sind angeklagt.
(APA/AFP)
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