Kombination: Mit Eiltempo zur Medaillenfeier

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Nicole Hosp gefällt der Glanz von Silber, und Michaela Kirchgasser sieht Bronze als Vollendung ihres Könnens. „Ich war nicht mit Angsthasen-Hocke unterwegs.“

Vail. Erinnerungen sind doch der beste Antrieb. Nicole Hosp wusste, dass sie in Colorado durchaus schnell Ski fahren kann, die Tirolerin gewann in Aspen zu Saisonbeginn den Slalom. Das löste alle Blockaden, es war ihr erster Sieg seit sechs Jahren. Auch bei einer WM konnte sie sich bereits mehrfach in Szene setzen, also dachte sie kurzerhand vor dem Start in den entscheidenden Slalomlauf der Damen-Kombination am Montag an ihr schönstes WM-Erlebnis. Das war schnell gefunden, es war 2007 in ?re. In Schweden wurde sie damals RTL-Weltmeisterin und gewann zudem Bronze in der Abfahrt – in Vail 2015 nützte sie dieses Wissen und fuhr zu Silber in der Kombination. Sie sagt: „Ich habe richtige Gas gegeben.“

Bei der WM in Vail und Beaver Creek feierte Hosp, 31, nun ihre bereit elfte Medaille (drei bei Olympia/acht bei Weltmeisterschaften). Damit ist sie, rein zahlenmäßig, die erfolgreichste Edelmetallsammlerin Österreichs. „Ich stehe wirklich auf Colorado“, sagte Hosp lachend. Vergessen war das Aus im Super-G und die verlorene ÖSV-interne Abfahrtsqualifikation. „Ich wusste, was ich da zu tun habe. Mich beeindrucken der ganze Medienrummel und die Leute nicht. Ich fokussiere mich auf mich und versuche, gut zu fahren.“ Das ist gelungen, was ihr jedoch noch zur Vollständigkeit der Sammlung fehlt, das gibt sie unumwunden zu, sei ein Erfolg in der Abfahrt.

Im Sommer hatte die 31-Jährige mit Kapazundern wie Beat Feuz oder Manuel Osborne Paradis diese Speed-Disziplin eigens trainiert, bei der WM sollte es nicht sein, „vielleicht aber danach“, sagt Hosp, die damit vorerst alle Überlegungen über den weiteren Verlauf ihrer Karriere von Tisch wischte. Eines stehe für sie jedoch fest, es könnte nicht ihr letztes Großereignis gewesen sein. Ob sie noch zwei Jahre anhängt?

Als der Druck wegfiel

Auch Michaela Kirchgasser, 29, hatte jeden Grund, sich selbst auf die Schulter zu klopfen. Zwei Jahre nachdem sie in Schladming Slalom-Vizeweltmeisterin geworden war und damit ihre erste Einzelmedaille geholt hatte, überzeugte die Pongauerin bei der WM 2015 vor allem in der Abfahrt. „Ich bin die Abfahrt meines Lebens gefahren und im Slalom ist mir auch ein Superlauf ausgekommen“, strahlte sie über das ganze Gesicht.

Bei Großereignissen werde sie auf ihre „alten Tage“ eben immer besser, sagte Kirchgasser grinsend. Die Anspielung auf fortschreitende Reife bzw. den Vergleich mit edlem Rotwein ist für sie mit Edelmetall begründet, sie wähnt sich trotzdem als Team-Playerin. Drei ihrer nun fünf Medaillen hat sie im Teambewerb gewonnen. „Die Saison war bisher nicht schlecht. Ich habe mich voll auf diese WM konzentriert und gleich beim ersten Start eine Medaille zu holen, ist enorm stark“, sagte sie vor dem Teambewerb in Vail, den sie als Titelverteidigerin unter die Skier nehmen sollte.

Insgesamt sei ihre Genugtuung auch deshalb so groß, weil sie es bei Großereignissen so oft „verbockt“ habe. „Ich gebe immer alles. Aber mit kirchgasserischen Fehlern habe ich mir alles oft selbst zunichtegemacht.“ Stolz sei sie vor allem auf ihre Abfahrtsleistung gewesen. „Normalerweise wird mir ja oft das Tempo zu hoch und dann bin ich wieder mit der Angsthasen-Hocke unterwegs. Hier ist es aber Gott sei Dank technisch und kurvig.“ Aber auch im Slalom legte sie einen ungewohnt hohen Speed an den Tag, sie stürmte mit Bestzeit auf das Podest. Dass Anna Fenninger als Vierte leer ausging, nahm sie gelassen. „Im Medaillenzimmer (Anm.: mit Kirchgasser) haben wir jetzt Gold, Silber und Bronze. Jetzt ist der Druck weg. Alles, was kommt, ist die Draufgabe.“ (fin/ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2015)

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