Hirscher im Goldrausch: "Kann jetzt locker drauf losfahren"

Marcel Hirscher
Marcel HirscherAPA/EPA/JEAN-CHRISTOPHE BOTT
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Marcel Hirscher kann als Doppel-Weltmeister befreit in seine Paradedisziplinen gehen, warnt aber vor überzogenen Erwartungen.

Zwei Rennen, zweimal Gold. Marcel Hirscher ist ein Bilderbuchstart in die Ski-WM in den USA gelungen. Dabei kommen die eigentlichen Paradedisziplinen des ÖSV-Superstars erst. Auch im Riesentorlauf (Freitag) und im Slalom (Sonntag) gehört Hirscher zum engsten Favoritenkreis. Der 25-Jährige bremste aber nach den Goldenen in Kombination und Teambewerb die allgemeinen Erwartungen ein wenig ein.

"Nicht zwider", merkte Hirscher angesichts seines WM-Starts mit einem glücklichen Lächeln an. "Klar, jede Goldmedaille hilft und steigert das Selbstvertrauen. Aber ich glaube, dass ich deshalb im Riesentorlauf und im Slalom um keine Hundertstel schneller fahre. Es gibt jede Menge Jungs, die genau das gleiche wollen wie ich. Man sollte die Erwartungshaltung schon ein bisschen reduzieren", sagte der Salzburger.

Mit mittlerweile insgesamt vier WM-Goldmedaillen und einer Silbernen ist Hirscher in der Allzeitrangliste auf Rang zwölf vorgestoßen, ex aequo mit dem Tiroler Toni Seelos und dem US-Amerikaner Bode Miller. Mehr Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften hat bisher nur ein Österreicher gewonnen, nämlich der siebenfache Weltmeister Toni Sailer.

Hirscher: "Teambewerb war abartig spannend"

Der Teambewerb hat Hirscher rundum begeistert. "Mir taugt dieser Bewerb extrem, ich kann mich da voll reinsteigern. Es war abartig spannend. Das ist ein bisschen so wie im Fußball. Als der 'Nösl' (Christoph Nösig, Anm.) da im Finale die Tore verräumt hat, hab ich mir gedacht: 'Ja spinnt denn der.' Ich finde es schade, dass dieser Bewerb nicht öfter gefahren wird, aber das wird schon noch kommen", meinte Hirscher.

Ein Selbstläufer sei Gold für Österreich keinesfalls gewesen. "Es waren sehr knappe Entscheidungen. Am Beispiel Deutschland hat man gesehen, dass es nicht selbstverständlich ist. Bumm, und schon ist man weg", sagte der Annaberger angesichts des Scheiterns der Deutschen im Achtelfinale gegen Kanada.

Mit dem Druck auf seinen Schultern ist Hirscher scheinbar problemlos fertig geworden. "Ich wusste schon, was von mir erwartet wurde. Aber ich hab einfach versucht, das runterzuklopfen." Als Teamleder sah sich der Gewinner von 29 Weltcup-Rennen nicht. "Das würde ich mir nie anmaßen. Jeder von uns ist Profi genug, um ganz genau zu wissen, was zu tun ist. Da brauch ich nicht herumgscheiteln."

Vertrauen in das Gefühl

Mit 4:0-Siegen war Hirscher aber die klare Nummer eins im Bewerb. Teilweise hatte man das Gefühl, dass der dreifache Gesamt-Weltcup-Sieger seine Gegner aus Argentinien, Norwegen, der Schweiz und Kanada fast nach Belieben beherrschte. "Ich hab's einfach im Gefühl, wann ich zulegen muss und wann nicht", meinte Hirscher.

Auch sein Trainer Michael Pircher nickte anerkennend und meinte hoch zufrieden: "Marcel hat sich bei den Starts immer einen Spielraum gelassen und hat nicht voll riskiert. Dann hat er Gas gegeben. Wenn Marcel sieht, dass ihm einer im Nacken sitzt oder vor ihm ist, dann legt er einfach zu, den holt er sich, da fangt er dann erst richtig an."

Am Mittwoch und Donnerstag wird Hirscher Riesentorlauf trainieren, am Freitag geht es dann in dieser Disziplin um die WM-Medaillen. Am Samstag steht dann Slalom-Training auf dem Programm, am Sonntag wartet schließlich der letzte Bewerb der Titelkämpfe in Colorado.

Die Vorzeichen für Hirscher könnten dabei kaum besser sein. Die Energieakkus sind nach wie vor voll, Hirscher fühlt sich in Beaver Creek pudelwohl. "Mir taugt's hier total, ich fühle mich sehr wohl. Und mit zwei Goldmedaillen in der Tasche kann ich natürlich locker drauf los fahren", meinte Hirscher.

(APA)

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