Eine einzige Karikatur veränderte das Leben des Lars Vilks

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Mohammed-Karikatur machte 68-Jährigen schlagartig berühmt.

International bekannt wurde Lars Vilks, ein promovierter Kunsttheoretiker mit befristeten Professuren an den Kunsthochschulen von Bergen und Stockholm, im Jahr 2007. Ein Jahr nach den gewaltsamen Protesten wegen der Mohammed-Karikaturen in der dänischen Tageszeitung „Jyllands-Posten“ zeichnete Vilks drei Skizzen Mohammeds, darunter ist der Prophet als Hund mit Menschenkopf abgebildet. In Schweden entstand damals eine Straßenkunstbewegung, bei der selbst gebaute Kunsthunde auf die Flächen in Kreisverkehren gestellt wurden.

Niemand wagte es, Vilks' Karikaturen nach den Protesten in der islamischen Welt gegen Dänemark zu publizieren – bis die Veröffentlichung in der kleinen Lokalzeitung „Nerikes Allehanda“ hohe Wellen schlug. In Pakistan wurden schwedische Fahnen verbrannt, die Al-Qaida setzte eine Belohnung für Vilks Ermordung aus. Seither lebt Vilks unter Polizeischutz.

Immer wieder wurde er Ziel von Attentatsversuchen, unter anderem durch die radikalislamische US-Amerikanerin Colleen LaRose, bekannt unter dem Namen „Jihad Jane“. Im Mai 2010 griff ein 16-Jähriger den Künstler bei einer Vorlesung an der Universität Uppsala an, wo er einen Film eines iranischen Künstlers vorführte, der Homosexuelle beim Geschlechtsakt mit Mohammed- und Ali-Masken zeigte. Kurz darauf versuchten zwei Brüder, Vilks Haus anzuzünden.

Vilks ließ sich nicht entmutigen und zeichnete neue Mohammed-Hunde. „Es wurde kritisiert, dass ein Kind meine bekannteste Zeichnung besser hinbekommen könnte.“ Vilks hatte zuvor auch bereits Juden in ihren religiösen Gefühlen verletzt. Bei Kunst, so sein Credo, gehe es stets um Kränkung. Vilks ist in Schweden sehr umstritten. Kritiker unterstellten ihm, seine Mohammed-Karikaturen sollten vor allem seine Bekanntheit steigern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2015)

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