In Hamburg verhilft Katja Sunding Liberalen zu Erfolg.
Wien/Berlin. Für die Wahlsiegerin gab es am Rosenmontag beim obligaten Empfang in der Berliner Parteizentrale den obligaten Blumenstrauß, ein Küsschen des Parteichefs – und ein leicht sarkastisches Kompliment der Kanzlerin, der einstigen Wunsch-Koalitionspartnerin der Liberalen. „Es ist sicherlich für die FDP eine gute Erfahrung“, lautete hanseatisch-trocken der Kommentar Angela Merkels, einer gebürtigen Hamburgerin, zum Wahlerfolg der FDP-Spitzenkandidatin, Katja Sunding, in der Hansestadt.
Die FDP hatte im bürgerlichen Wählerreservoir der CDU gewildert, und Genugtuung und Schadenfreude waren groß bei den FDP-Granden. Seit dem Debakel bei der Bundestagswahl vor eineinhalb Jahren waren die Liberalen aus allen Landesparlamenten geflogen, die deutschen Medien hatten sie längst abgeschrieben – zumal mit der AfD eine rechtspopulistische Alternative aufgetaucht war.
„Unser Mann in Hamburg“
Ausgerechnet in der SPD-Hochburg hat die FDP nun also die Kehrtwende geschafft. Und dies ist zu einem Gutteil den beiden Spitzenleuten zuzuschreiben. FDP-Chef Christian Lindner hatte seiner Partei beim traditionellen Dreikönigstreffen in Stuttgart eine Modernisierung und ein neues Logo verschrieben. Er verabschiedete sich von der Klientelpolitik: „Wir machen uns frei von der Frage: Was könnten die Apotheker denken?“ Zugleich präsentierte er Katja Sunding als Hamburger Spitzenkandidatin, und ein Kameraschwenk über die Beine der 39-Jährigen machte sie zum Instant-Hit in den sozialen Netzwerken.
Binnen Kurzem pushte Sunding, ein gelernter PR-Profi, die Partei von zwei Prozent in den Umfragen auf 7,4 Prozent an den Wahlurnen – mit unkonventionellen Methoden, die an Guido Westerwelles Spaß-Wahlkampf erinnerten. Sie ließ sich unter dem Titel „Unser Mann für Hamburg“ plakatieren, und sie posierte als einer von „Drei Engeln für Lindner“. (vier)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2015)