Blattgemüse für alle Jahreszeiten

Ohne Energieaufwand auch im Winter Gemüse zu ernten, das ist der Plan.

Was macht ein Brite, wenn er nach Norwegen auswandert? Er legt einen Garten an. Als sich Stephen Barstow 1981 knapp unterhalb des Polarkreises niederließ, fand er in den dortigen Supermärkten kaum frisches Gemüse vor, und der Begriff Vegetarismus war weitgehend unbekannt. Wenn er Grünes essen wolle, resümierte er, müsse er es wohl selbst anbauen. Heute gilt der Brite als einer der raffiniertesten Freilandgärtner unter kalten Bedingungen.

Über die Jahrzehnte suchte er quer über den Globus nach Pflanzen, die auch im kalten Klima im Freiland gut über die Runden kommen. Eben ist sein neues Buch erschienen, in dem er eine Auswahl der besten davon präsentiert. Es heißt „Around the World in 80 Plants. An Edible Perennial Vegetable Adventure in Temperate Climates“ (Permanent Publications 28,79 Euro).Dem Titel gemäß ist es in Kapitel geteilt, die seinen geografischen Spurensuchen nach robustem Grünzeug folgen, von Norwegen über die Mittelmeerländer bis in den Himalaya. Mitgeholfen bei der Suche haben lokale Gartenmenschen und Pflanzenkundige, die Traditionelles kannten und ihm verrieten, was angebaut und in der Natur gesammelt wurde. Barstow zieht praktisch nur mehrjährige Pflanzen. Er hat sich auf Blattgemüse spezialisiert, und viele der vorgestellten Delikatessen könnten auch hierzulande neuen Schwung in spätherbstliche, ja sogar winterliche Gärten und Küchen bringen.


Was selbst bei 25 Grad minus gelingt. Wenn er sie in Norwegen ziehen könne, wo es winters gern einmal minus 25Grad Kälte habe, meint der Autor, so werde das wohl allen anderen auch gelingen. Das Buch ist auch insofern kurzweilig, als der Autor zu vielen Gemüsearten seine Lieblingsrezepte stellt, meist einfach, aber sehr verheißungsvoll. So dünstet er etwa die Sprossen bestimmter Hosta-Sorten in Sojasauce. Das wäre definitiv einen Versuch wert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2015)

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