Hilfe, wir bekommen einen Lehrling

Was tun mit dem neuen Lehrling? Wie bereitet man sich darauf vor? Tipps für den Lehrbetrieb, damit es vom Start weg gleich gut klappt.

Es ist Montagmorgen. Es ist stressig, die Arbeitseinteilung beginnt, da steht ein Neuer herum, und kennt sich nicht aus. Vielleicht erbarmt sich ein Mitarbeiter und spricht den jungen Burschen an? Oder eine Kollegin nimmt das Mädchen mit, und bringt sie in die Personalabteilung. Der Jugendliche ist etwas verloren, und die Mitarbeiter haben eigentlich keine Zeit für die Neuen. Es vergeht ein halber Tag - mit Formalitäten, mit Zuschauen, mit Herumstehen.

"Du bist uns wichtig, wir brauchen Dich"

Warum ist das für den Betrieb und für den Lehrling es schlechter Start? Der Betrieb zeigt sich von seiner schlechten Seite. Er signalisiert dem Lehrling nicht „Du bist uns wichtig, wir brauchen Dich als Arbeitskraft, Arbeitszeit ist kostbar“ und das hat weitreichende Folgen auf den beruflichen Alltag. Der erste Eindruck hat dem Lehrling gezeigt: „Hier geht es eher locker zu!“

Darum der dringende Rat: Zeigen Sie als Lehrbetrieb von Anfang an, welche Werte ihnen wichtig sind. Nur wenn Vorgesetzte und Mitarbeiter die Werte auch leben, nimmt der Lehrling sie als ersten Auftrag wahr.

Dosiert informieren, Infos wiederholen

Für den Lehrling ist alles fremd. Angefangen von den Menschen, den Gebäuden und den Arbeitsplätzen bis hin zu den Regeln, den alltäglichen Routinen und auch der Arbeitsalltag selbst. Als Betrieb hat man die Aufgabe neben dem Fachwissen auch dieses andere Wissen zu vermitteln. Und hier beginnt oft das Problem: Auf die Dosis kommt es an. Am Wichtigsten sind für den Anfang, dass sich der Lehrling auskennt. Am besten stellt man den Lehrling den Kollegen vor. Je nach Größe des Unternehmens allen Kollegen oder nur der Abteilung oder nur jenen im Büro. Es ist ein Akt der Wertschätzung und der Höflichkeit.

Aber: Kein neuer Mitarbeiter, auch kein neuer Lehrling kann sich alles an einem Tag merken. Es ist für beide Seiten hilfreich, die Informationen zu dosieren, und auf mehrere Tage aufteilen - und das Wichtigste vom Vortag zu wiederholen.

Lehrlinge sofort einbinden

Aber was macht man nun den ganzen Tag mit dem Lehrling? In der Regel kann der Lehrling, wenn er in den Betrieb kommt noch nichts. Eine gängige Methode ist es den Lehrling in der ersten Arbeitswoche mit Zuschauen, Lernen, Lesen zu beschäftigen. Und wenn er oder sie dann genug weiß, dann kann gearbeitet werden. Lehrlingsausbildner machen immer wieder die Erfahrung, dass Lehrlinge in den ersten Tagen nicht so viel aufnehmen können, wie sie sollten, und sich dann zu langweilen beginnen.

Daher einige Tipps für die erste Zeit:

  • Hilfreich ist es den Lehrling zu einer Uhrzeit zu bestellen, wenn nicht gerade Stress im Unternehmen herrscht.
  • Dann führe ich den Lehrling durch den Betrieb und stelle ihm die Kollegen vor. Danach vereinbare ich mit dem Lehrling Zeiten, zu denen wir über alle Details sprechen werden. Jeden Tag eine Stunde zum Beispiel.
  • Und für den restlichen Tag habe ich eine Arbeit vorbereitet. Diese Arbeit kann etwas sein, das ein erfahrener Mitarbeiter in einer halben Stunde machen würde, und der Lehrling braucht mit unter zwei Stunden dafür. Das ist in Ordnung. So hat der Lehrling das Gefühl einen Beitrag geleistet und gearbeitet zu haben.
  • Wenn dann wieder ein Input vom Ausbilder kommt, ist die volle Aufmerksamkeit da und der Lehrling hat manchmal auch schon Fragen. Das ist dann ein guter Anfang.

Was ist, wenn alles schief gegangen ist?

Am besten ist es, wenn man einen klaren Schnitt schafft. Nach dem Urlaub oder am Montag, setzt man sich mit allen beteiligten Kollegen an einen Tisch und vereinbart neue Regeln und eine neue Strategie. Dies teilt man dann auch dem Lehrling mit, und versucht mit höchster Konsequenz die neuen Regeln zu leben. Es ist nur zu bedenken, dass es etwas Zeit braucht bis die Regeln und die Konsequenzen wirken. Das braucht eine Weile und kostet viel Kraft. Daher gilt es in so einem Fall viel Geduld zu haben und dran zu bleiben.

Mag. Vittoria Bottaro hat mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Lehrlingsausbildung. Heute ist Bottaro selbstständige Unternehmensberaterin in Annenheim/Kärnten mit dem Schwerpunkt Lehrlingsausbildung.
www.bottaro.at

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