Wer Lehrlinge zu Fach- und Führungskräften von morgen entwickeln will, muss verstehen, wie Jugendliche von heute ticken.
„Die Jugend von heute hat keinen Respekt mehr!“ Dieser Satz fällt immer wieder - besonders wenn es um Lehrlinge geht. Doch, sagt Vittoria Bottaro, auf Lehrlingsausbildung spezialisierte Unternehmensberaterin, „viele Lehrlingsausbildner wissen nicht, dass Respekt im Sinne von Gehorsam nicht mehr zeitgemäß ist.“ Denn die Jugend von heute wird in allen Bereichen zum Konsument erzogen und darf daher fordern und reklamieren – auch in der Lehrausbildung. Das ist eine völlig neue Situation für die Lehrbetriebe.
Erziehung und Fachausbildung zugleich
„Es gibt zunehmend mehr Pflichtschulabgänger, die nicht mehr in der Lage sind, einfache Mathematik anzuwenden, oder Kompetenzmängel in Deutsch haben“, sagt Bottaro. Jeder Beruf bedarf jedoch dieser Grundkenntnisse. Was sollen die Lehrlingsausbildner in dieser Situation tun? Für Lehrlingsausbildner ist es wichtig, die richtige Pädagogik bei der Hand zu haben. Denn die Lehrlingsausbildung ist nicht nur Fachausbildung, sondern auch Erziehungsarbeit - auch wenn das viele nicht wahrhaben wollen. „Alles was Sie als Lehrlingsausbildner tun und sagen hat einen Einfluss auf den Jugendlichen. Es freut ihn, es ärgert ihn, es motiviert oder demotiviert ihn. Sie können einiges bewirken. Sie können ihn stärken. Nutzen Sie die Gelegenheiten“, sagt Bottaro.
Leistung nicht aus Angst, sondern Begeisterung
Lehrlingsausbildung kann auch heute noch eine gute Möglichkeit sein, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für das eigene Unternehmen heranzubilden. „Aber der Aufwand hat sich verändert und die Methoden sind andere geworden. Basis der Lehrlingsausbildung ist nicht mehr der Respekt, sondern die Beziehung, die zwischen dem Jugendlichen und seinem Ausbilder entsteht“, sagt Bottaro. Jugendliche werden zu guten Fachkräften wenn sie einen Mentor haben, dem sie wichtig sind. „Sie erfüllen jeden Auftrag, wenn sie diesen für einen Ausbilder machen, den sie achten. Und das ist neu! Nicht mehr aus Angst, sondern aus Achtung werden Menschen heute respektiert“, sagt Bottaro.