Piraten drohen mit Vergeltung: "Werden US-Bürger verfolgen"

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Fortan hätten Amerikaner "kein Mitleid zu erwarten", sagt ein somalischer Piratenchef. Bei der gewaltsamen Befreiung des Kapitäns Richard Phillips hatten die USA drei Piraten erschossen.

Die Befreiung des von Piraten vor Somalia entführten US-Kapitäns könnte nach Einschätzung von US-Vizeadmiral Bill Gortney zu einer Eskalation der Gewalt in der Region führen. Bei der Befreiungsaktion wurden drei Piraten von Scharfschützen getötet, ein vierter wurde gefangen genommen.

Die Seeräuber hielten Kapitän Richard Phillips in einem Rettungsboot fest. Der Tod der Piraten werde vermutlich Folgen haben, sagte der Befehlshaber des Zentralkommandos der US-Marine am Sonntag bei einer Pressekonferenz in Washington.

>> Chronologie der Entführung

Die Piraten haben noch mehrere weitere Schiffe in ihrer Gewalt, darunter die deutsche "Hansa Stavanger". Bisher kamen die Schiffsbesatzungen bei Entführungen meist unverletzt wieder frei, häufig nach Zahlung eines Lösegeldes.

Doch gewaltsame Geiselbefreiungen bergen auch Gefahren. "Damit wird man die Piraten gewalttätiger machen. In der Vergangenheit ist den Geiseln nie etwas geschehen. Die Piraten haben ihre Geiseln genommen und gesagt: Wir tun ihnen nichts, sobald wir das Lösegeld bekommen, lassen wir sie frei. Aber jetzt wird es häufiger passieren, dass sie die Geiseln umbringen, einfach um ihr eigenes Leben zu retten," befürchtet Andrew Mwangura laut "tagesschau.de", der die Piraterie vor Somalias Küste seit Jahren verfolgt.

"Sie dürfen kein Mitleid erwarten"

Und tatsächlich hat der Anführer der Piraten den USA nach der gewaltsamen Befreiung des US-Kapitäns Richard Phillips vor der somalischen Küste mit Vergeltung gedroht. In einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur AFP sagte der in der somalischen Stadt Eyl ansässige Piratenchef Abdi Garad, der Tod von drei seiner Männer werde gerächt. Seine Leute würden künftig vor allem US-Bürger, die in den Gewässern vor Somalia unterwegs sind, angreifen. Garad kündigte an, dass die Piraten sich dazu auch sehr weit von somalischen Gewässern entfernen würden.

"Diese amerikanischen Lügner haben unsere Freunde getötet, die akzeptiert hatten, die Geisel ohne Lösegeld freizulassen, aber ich sage Ihnen, dass diese Angelegenheit Vergeltungsmaßnahmen nach sich ziehen wird, und wir werden vor allem amerikanische Bürger, die in unseren Gewässern unterwegs sind, verfolgen", sagte Garad. Die Piraten würden ihre "Angriffe verstärken, auch sehr weit von somalischen Gewässern entfernt", kündigte Garad an. "Und das nächste Mal, wenn wir einen Amerikaner fangen, hoffe ich, dass sie kein Mitleid von uns erwarten."

UNO: "Ursachen der Piraterie bekämpfen"

Unterdessen fordert der Somalia-Gesandte der Vereinten Nationen, Ahmedou Ould-Abdallah, die Ursachen der Piraterie zu bekämpfen. Die internationale Gemeinschaft müsse das Problem an den Wurzeln angreifen.

Die somalische Jugend hat nach 18 Jahren Bürgerkrieg jede Perspektive verloren. Somalia hat seit dem Sturz von Präsident Mohamed Siad Barre 1991 keine funktionierende Regierung mehr. "Jemanden, der hungrig ist, kannst Du nicht aufhalten. Ein hungriger Mann ist ein wütender Mann. Er wird tun was immer er kann, um ein bisschen Geld zu verdienen, und er wird Risiken eingehen, denn er hat nichts zu verlieren," sagt Mwangura laut "tagesschau.de".

US-Geisel mit Kommandoaktion befreit

Phillips war am Sonntag von der US-Armee aus den Händen der Piraten befreit worden, die ihn seit Mittwoch auf einem Beiboot seines Schiffes "Maersk Alabama" festgehalten hatten. Bei der Befreiungsaktion wurden drei Piraten getötet und einer festgenommen.

(Ag./Red.)

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