Afghanistan: Frauenrechtlerin von Taliban erschossen

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AFGHANISTAN POLICE SECURITY(c) EPA (Jawed Kargar)
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Die Provinzrätin Sitara Achikzai wurde vor ihrem Haus in Kandahar von vier Bewaffneten angegriffen und erschossen. Sie lebte jahrelang in Deutschland im Exil und hatte einen deutschen Pass.

Die radikal-islamischen Taliban haben in der südafghanischen Unruheprovinz Kandahar eine deutsch-afghanische Frauenrechtlerin ermordet. Nach Polizeiangaben wurde die Provinzrätin Sitara Achikzai, die jahrelang in Deutschland im Exil lebte und auch einen deutschen Pass besaß, am Sonntag vor ihrem Haus in der Stadt Kandahar von vier bewaffneten Männern angegriffen und erschossen.

Unterdessen kamen im unruhigen Süden und Osten Afghanistans mindestens 40 Aufständische bei Gefechten ums Leben.

UNO: "Feige und vorsätzliche" Tat

Die Vereinten Nationen in Afghanistan verurteilten den Mord an Sitara Achikzai, zu dem sich die Taliban bekannten, scharf. Für die "feige und vorsätzliche" Tat gebe es keine Rechtfertigung, erklärte am Montag die Sprecherin der UNO-Mission in Kabul, Nilab Mubarez. "Achikzai war eine engagierte und tapfere Frau, die Afghanistan in einer der gefährlichsten Regionen des Landes gedient hat." Auch der afghanische Präsident Hamid Karzai und die deutsche Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul verurteilten die Tat.

Anschläge gegen Frauen

Bereits im September hatten die Taliban in Kandahar eine der ranghöchsten Polizistinnen Afghanistans, Oberstleutnant Malalai Kakar, erschossen. Vor zweieinhalb Jahren war die Frauenbeauftragte der Provinz, Safiya Omar Jan, bei einem Anschlag ums Leben gekommen. Während der Herrschaft der Taliban von 1996 bis 2001 waren Frauen in Afghanistan weitgehend vom öffentlichen Leben ausgeschlossen.

Gefechte und Anschläge im Süden und Osten

Nach afghanischen Polizeiangaben griffen Taliban-Kämpfer am Samstag in der südlichen Provinz Zabul einen Konvoi afghanischer und internationaler Truppen an. Die Soldaten haben das Feuer erwidert und 22 Aufständische getötet. Bei dem mehrstündigen Gefecht sind auch US-Kampfflugzeuge zum Einsatz gekommen. Die Taliban bekannten sich zu dem Angriff.

Ein Sprecher sagte, drei Aufständische und "48 Soldaten" seien getötet worden. Angaben der Taliban gelten jedoch als übertrieben und haben sich oft als gänzlich falsch herausgestellt. In der Provinz Kunar im östlichen Grenzgebiet zu Pakistan töteten Soldaten der Internationalen Schutztruppe ISAF 18 weitere Taliban.

Ebenfalls in Kunar kamen an Montag sechs Menschen bei einem Luftangriff der ISAF ums Leben. Der Verwaltungschef des Distrikts Watapur, Zalmai Yousufzai, sagte, 14 Dorfbewohner seien verletzt worden, als deren Häuser bombardiert worden. Die ISAF erklärte dagegen, bei der Militäraktion seien "vier bis acht" Aufständische getötet worden. Der Vorfall werde untersucht, hieß es.

Sechs weitere Menschen wurden nach Polizeiangaben am Montag bei Bombenanschlägen getötet. In der westlichen Provinz Herat starben vier Insassen eines Minibusses, als ein am Straßenrand versteckter Sprengsatz explodierte. In der südöstlichen Provinz Khost wurden zwei afghanische Wachleute einer privaten Sicherheitsfirma getötet. Der Süden und Osten Afghanistans gelten als Hochburgen der Taliban. In den vergangenen Monaten hat sich aber auch im Norden die Sicherheitslage deutlich verschlechtert.

(Ag.)

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