Finanzminister Josef Pröll ist empört über die Analyse von Paul Krugman, wonach Österreich der Staatsbankrott drohe. Sie sei glatt falsch und auch auf den Neid der vergangenen Jahre zurückzuführen.
Empört hat ÖVP-Finanzminister Josef Pröll am Mittwoch auf Äußerungen des Starökonomen und Bankenpreisträgers für Ökonomie, Paul Krugman, reagiert, für den Österreich wegen der Osteuroparisiken der Banken ein heißer Pleitekandidat ist.
In einer international von Unsicherheiten geprägten Situation mit ständigen Prognosekorrekturen "können wir eines nicht brauchen: nämlich unqualifizierte Äußerungen aufgrund offenkundiger mangelnder Information, die den Wirtschaftsstandort massiv unter Druck bringen können, wenn sie so locker dahingesagt werden", meinte Pröll im Klub der Wirtschaftspublizisten. Es sei beschämend, welcher "Wirtschaftskrieg" da am Rücken des Finanzstandorts Österreich ausgetragen werde. "Glatt falsch" sei Krugmans Analyse. Da sei nichts dran. Aus dem Mund eines "Nobelpreisträgers" sei das sogar grob fahrlässig.
Argwohn und Neid führten zum Bashing
Ob nach solchen Sagern die "Spreads" wieder unter Druck kommen könnten, kann Pröll nicht abschätzen. Es sei aber "nicht so ohne, dass sich einer hinstellt und solche Pauschalaussagen tätigt, die von der Faktenlage nicht gedeckt sind". Was hinter solchem "Bashing" stehe, könne er nur indirekt ableiten: Der Finanzminister erinnerte daran, mit welchem Argwohn und Neid in den vergangenen zehn Jahren die Osteuropaexpansion der Österreicher beobachtet worden sei, gerade von Ländern, die selber diese Entwicklung verschlafen hätten. Das könnte da mitschwingen.
Allgemeine Analyse-Ablehnung
Die Präsidenten des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) und der Industriellenvereinigung (IV) haben sich verärgert über die Aussagen des Wirtschafts-Nobelpreisträgers Paul Krugman gezeigt, wonach Österreich wegen des Osteuropa-Engagements der Staatsbankrott drohen könnte. Für ÖGB-Chef Erich Foglar ist diese Einschätzung "in keiner Weise richtig", IV-Boss Veit Sorger sah bei einer Pressekonferenz am Mittwoch ebenfalls die Fakten nicht richtig widergespiegelt.
"Ich finde es sehr bedauerlich und erschreckend, was hier für ein Bild von Österreich entsteht", kritisierte Foglar Krugmans Aussagen. Auch für die Bonität Österreichs sei so etwas "äußerst gefährlich". Sorger bedauerte die Analyse des Nobelpreisträgers und Star-Autors, für ihn beruht dessen Einschätzung auf einem Informationsdefizit. Nun müsse man offensiv informieren und auf Basis von Fakten die Realität darlegen.
Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl findet den Staatspleite-Sager des Wirtschafts-Nobelpreisträgers Paul Krugman "falsch und fahrlässig". FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky sieht die "Warnungen und Lageeinschätzung der FPÖ" durch die aktuelle Aussage Krugmans dagegen bestätigt.Laut BZÖ-Wirtschaftssprecher Robert Lugar muss die Warnung des Starökonomen Paul Krugman vor einem drohenden Staatsbankrott differenziert betrachtet werden.
(APA)