Der FC Bayern steht im Halbfinale. Die Münchner demütigten Porto mit 6:1. Barcelona genügte ein Spaziergang zum Aufstieg.
München/Barcelona. Nur sechs Tage nach der 1:3-Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League in Porto ist die Stimmung beim FC Bayern von einem schweren Tief in ein Hoch umgeschlagen. Nur die Hälfte der ersten Halbzeit benötigten die Münchner, um den Rückstand aus dem Hinspiel aufzuholen. Thiago (14.), Boateng (22.), Lewandowski (27. und 40.) und Müller (36.) sorgten vor 70.000 Zuschauern schon vor der Pause für die Entscheidung. In der zweiten Halbzeit gelang Jackson Martinez der Ehrentreffer für Porto, bevor Xabi Alonso den Schlusspunkt zum 6:1 setzte.
„Viele haben gedacht, wir schaffen es nicht, aber wir sind der FC Bayern“, sagte Robert Lewandowski. Thomas Müller, der nach seinem 27. Treffer in der Champions League nun deutscher Rekordtorschütze ist, war selbst überrascht: „Dass wir so eine erste Halbzeit spielen, hätten wir auch nicht gedacht.“ Die Chefetage ließ sich jedenfalls zu Superlativen hinreißen. „Es war eine magische Nacht“, staunte Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge. Trainer Pep Guardiola wollte trotz der Galavorstellung nichts von perfektem Fußball wissen. „Wir können besser spielen“, meinte der Startrainer, der auch mit zerrissener Hose sein 100. Spiel mit den Bayern gestenreich dirigierte.
Ein neuer Publikumsliebling
Der herausragende Thiago demonstrierte nach seiner langwierigen Knieverletzung, warum er Guardiolas Schlüsselspieler ist. „Er ist Dreh- und Angelpunkt“, meinte Torhüter Manuel Neuer. „Es wäre eine Katastrophe, wenn er jetzt nicht dabei sein würde.“ Der 24-jährige Spanier ist neuer Publikumsliebling in München. „Alles, was wir uns vorgenommen haben, ist aufgegangen. Manchmal sogar mehr“, meinte Thiago.
Die Bayern haben also wieder Kurs auf das Endspiel am 6. Juni in Berlin genommen. „Ich weiß nicht, ob wir der große Favorit sind“, dämpfte Kapitän Philipp Lahm die Erwartungen. 271.000 Kartenbestellungen für sind für das Halbfinale in München eingelangt.
Am Freitag wird ausgelost. „Der Gegner ist egal, es wird in jedem Fall schwierig“, sagte der neue Anführer Thiago zur Aussicht auf ein Duell mit Barcelona. Sein Ex-Klub ließ im Parallelspiel erst gar keine Spannung aufkommen. Dank eines Doppelpacks von Neymar (14., 34.) war das Duell mit Paris St. Germain nach dem 3:1 im Hinspiel schnell entschieden. Die Konstanz der Katalanen ist beeindruckend, zum achten Mal in zehn Jahren stehen sie nun im Halbfinale. In dieser Saison zeigt Barcelona phasenweise wieder die Brillanz vergangener Tage. Trainer Luis Enrique hat mit 42 Siegen in seinen ersten 50 Pflichtspielen einen neuen Startrekord in Barcelona aufgestellt. „Hoffentlich liegt das Beste noch vor uns“, sagte Enrique. (joe)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2015)
