Real Madrid: Der königliche Traum lebt weiter

Real Madrid v Atletico Madrid - UEFA Champions League Quarter Final Second Leg
Real Madrid v Atletico Madrid - UEFA Champions League Quarter Final Second Leg(c) REUTERS (Reuters / Juan Medina)
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Real Madrid rang Stadtrivalen Atlético in letzter Minute nieder und darf auf die historische Titelverteidigung hoffen. Erstmals seit 2010 ist Italien wieder im Halbfinale vertreten.

Madrid/Monaco. Im achten und vielleicht wichtigsten Anlauf ist Real Madrid der erste Saisonsieg gegen Atlético gelungen. Lang bissen sich die „Königlichen“ im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League an der Defensivtaktik des Stadtrivalen die Zähne aus, erst ein Last-Minute-Treffer sicherte den 1:0-Erfolg und damit den fünften Aufstieg ins Semifinale in Folge. „Jedes Spiel ist eine Prüfung. Dieses war eine besonders schwere, denn Atlético war sehr stark und hat exzellent verteidigt. Aber wir haben gut dagegengehalten und Geduld bewiesen“, sagte Real-Trainer Carlo Ancelotti, der mit seiner Mannschaft weiter von der historischen Titelverteidigung träumen darf.

Die Heldenrolle des Abends wurde mit Javier Hernández nicht einem der Galaktischen, sondern einem Mann aus der zweiten Reihe zuteil. Der Mexikaner, in seiner Heimat Chicharito (kleine Erbse) genannt, ersetzte den verletzten Karim Benzema und erzielte nach schöner Kombination zwischen Ronaldo und James in der 88. Minute das wichtigste Tor seiner Karriere, wie er sagte. Kurz darauf musste der 26-Jährige mit Krämpfen ausgewechselt werden, auf der Ersatzbank brach er schließlich völlig überwältigt in Tränen aus. „Es macht mich glücklich, dass ich der Mannschaft etwas zurückgeben konnte, aber ich fühle mich nicht als Held. Diesmal hat der beste Torschütze der Liga eben zu mir gepasst“, gab sich Hernández bescheiden. „Es ist immer Teamarbeit, gemeinsam wollen wir das Beste für Real Madrid.“ Auch Ancelotti lobte den Stürmer, der gegen Atlético erst zum achten Mal in dieser Saison in der Startelf stand: „Ich muss ihm gratulieren. Er hatte es zuletzt nicht leicht, aber er hat sich nie hängen lassen.“

Auf der Gegenseite blieb Atlético wie schon im Vorjahresfinale, als Sergio Ramos mit dem Ausgleich in der Nachspielzeit den Weg zu Reals Triumph geebnet hatte, für einen starken Auftritt unbelohnt. „Ich bin stolz auf meine Mannschaft, die gekämpft hat und in einem schwierigen Bewerb wie der Champions League so weit gekommen ist. Ich bin dankbar dafür, diese Spieler trainieren zu dürfen“, erklärte Diego Simeone, dessen Elf zwar kein spielerisches Feuerwerk gezündet hatte, aber defensiv lang eine Macht war. Erst der Ausschluss von Arda Turan, der für ein unnötiges Foul mit gestrecktem Bein Gelb-Rot sah (76.), brachte die rot-weiße Abwehrmauer zum Einsturz. Über die Schlüsselszene wollte sich Simeone nicht äußern. „Meine Einschätzung wird auch nichts mehr daran ändern“, befand der Argentinier.

Juve zeigt klassische Tugenden

Juventus erteilte dem AS Monaco beim 0:0 eine wenig ansehnliche Lehrstunde in Catenaccio und jubelte dank des 1:0 aus dem Hinspiel über das erste Halbfinale seit 2003. Ein Lebenszeichen auch für den italienischen Fußball, der erstmals seit Inter Mailand 2010 unter den letzten vier vertreten ist. Der Heilsbringer auf der Juve-Bank heißt Massimiliano Allegri, der nach dem Rücktritt von Meistermacher Antonio Conte im Sommer eigentlich nur als Notnagel galt. „Ich wusste, dass es schwer wird ihn zu ersetzen, weil die Fans ihn liebten. Jetzt freue ich mich mit ihnen, dass wir im Halbfinale stehen.“

Juventus' letzten Champions-League-Auftritt in dieser K.-o.-Phase hat aus der aktuellen Mannschaft nur Torhüter Gianluigi Buffon miterlebt. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so lang dauern würde“, meinte der 38-Jährige. „Aber das macht es nur noch besser. Niemand hätte gedacht, dass wir es so weit schaffen würden.“

Neben Real und Juventus finden sich Bayern München sowie der FC Barcelona im Lostopf für die heutige Auslosung (12 Uhr, live Eurosport). Beim Titelverteidiger aus Madrid will man sich nicht auf einen Wunschgegner festlegen. „Es kommt, wie es kommt. Wenn wir ins Finale kommen wollen, müssen wir sowieso gewinnen“, betonte Trainer Ancelotti. Sein italienischer Landsmann Allegri weiß zumindest, gegen wen es nicht gehen soll. „Alle drei Mannschaften sind sehr stark. Aber könnte ich es mir aussuchen, würde ich nicht Bayern wählen.“ (swi)

AUF EINEN BLICK

Das Halbfinale der Champions League wird heute (12 Uhr, live Eurosport) ausgelost. Nach Bayern München (Gesamt 7:4 gegen Porto) und dem FC Barcelona (5:1 gegen Paris St. Germain) schafften am Mittwoch Titelverteidiger Real Madrid (1:0 gegen Atlético) sowie Juventus Turin (1:0 gegen AS Monaco) den Aufstieg. Der italienische Klub ist erstmals seit 2003 unter den letzten vier.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2015)

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