Die gegen ihn in der Vorwoche eingebrachte anonyme Anzeige, in der ihm unter anderem Amtsmissbrauch in seiner Zeit als Finanzminister vorgeworfen wird, bezeichnete Grasser als substanz- und haltlos.
Wien (red./APA). Es war vordergründig ein mäßiges Investment: einen Euro in die MPM, die externe Managementgesellschaft der Meinl International Power (MIP) investiert, einen Euro zurück bekommen. Aber doch ein gutes Geschäft: Dieser eine Euro, der Ex-Finanzminister Karl Heinz Grasser ein Drittel der MPM sicherte, hat ihm allein im Vorjahr 1,2 Mio Euro gebracht. Denn die MIP musste in diesem Jahr mehr als acht Mio. Euro als Honorar für das „Management“ an die MPM abliefern.
Jetzt wird die MIP liquidiert. Und damit wird auch die mit drei Euro (zwei der drei Ein-Euro-Aktien hielt die Meinl Bank) nicht gerade üppig kapitalisierte MPM obsolet. Das Geschäft hätte freilich noch besser laufen können: Im Vorjahr, knapp vor dem erfolgreichen „Aktionärsputsch“ beider MIP, hatte die Meinl Bank die MPM noch um einen zweistelligen Millionenbetrag an den (mit Meinl kooperierenden) Hedgefonds Audley Capital von Michael Treichl verkaufen wollen. Damals war die MPM wegen des lang laufenden MIP-Vertrags freilich noch eine der Cash-Maschinen der Meinl Bank.
Grasser sieht die Sache naturgemäß anders: Bei einer Pressekonferenz am Dienstag bezeichnete er die Liquidierung der MIP als „krasse Fehlentscheidung“, die nur den involvierten „Geierfonds“ wie etwa Elliot Associates nütze. Diese könnten sich jetzt eine „Beute“ von 60 Mio. Euro teilen.
Grasser wird den „Rebellen“ jedenfalls anbieten, den Job bei der MPM noch bis Jahresende weiterzumachen – so die MIP nicht vorher aufgelöst wird.
Die gegen ihn in der Vorwoche eingebrachte anonyme Anzeige, in der ihm unter anderem Amtsmissbrauch in seiner Zeit als Finanzminister vorgeworfen wird, bezeichnete Grasser als substanz- und haltlos. Er wolle den Urheber ermitteln und wegen Verleumdung klagen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2009)
