Putin feiert "grandiosen Sieg" mit riesiger Parade

Russian BMD-4M Sadovnitsa infantry fighting vehicles drive during the Victory Day parade at Red Square in Moscow
Russian BMD-4M Sadovnitsa infantry fighting vehicles drive during the Victory Day parade at Red Square in MoscowREUTERS
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Zum 70. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Nazi-Deutschland veranstaltet Moskau die größte Militärparade der russischen Geschichte. Viele westliche Politiker boykottieren sie.

Unter extremen Sicherheitsvorkehrungen ist am Samstag auf dem Roten Platz in Moskau die größte Militärparade der russischen Geschichte in Szene gegangen. 16.000 Soldaten nahmen an der Heeresschau teil, bei der Russland auch neue Waffen wie den Kampfpanzer T-14 vorführte. Mit der Parade wurde der Tag des Sieges über das nationalsozialistische Deutschland vor 70 Jahren gefeiert.  Zugleich wurde die Veranstaltung schon im Vorfeld wegen des neuen Ost-West-Konflikts instrumentalisiert. Präsident Wladimir Putin gab sich bei der Feier, die vom Westen boykottiert wurde, dann im Ton aber eher versöhnlich. 

Hunderttausende Zuschauer verfolgten die Militärparade, die einen Tag nach den Gedenkfeiern zum Kriegsende in Europa stattfand. Putin nahm die bisher größte Parade zum "Tag des Sieges" zusammen mit Verteidigungsminister Sergej Schogui ab. Unter den ausländischen Staatsgästen waren UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, Chinas Staatschef Xi Jinping, Indiens Präsident Pranab Mukherjee sowie dessen kubanischer Kollege Raul Castro. Auch Spitzenpolitiker aus Ägypten, Nordkorea, Südafrika und mehreren ehemaligen Sowjetrepubliken nahmen teil.

RUSSIA VICTORY DAY
RUSSIA VICTORY DAYAPA/EPA/ALEXANDER ZEMLIANICHENKO

Namhafte Vertreter der ehemaligen Alliierten USA, Großbritannien und Frankreich blieben den Feierlichkeiten dagegen wegen der russischen Politik im Ukraine-Konflikt fern. Auch Bundespräsident Heinz Fischer erteilte der Einladung zur Teilnahme ein Absage. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trifft erst am Sonntag in Moskau ein, um dort mit Putin am Grabmal des Unbekannten Soldaten einen Kranz niederzulegen. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) legte bereits vergangenen Dienstag einen Kranz in der russischen Hauptstadt nieder.

Putin warnt vor "monopolarer Welt" 

In seiner Ansprache würdigte Putin den "grandiosen Sieg" der Sowjetunion 1945."Man muss daran erinnern, dass es die Rote Armee war, die nach einer verlustreichen Offensive auf Berlin den Endpunkt unter den Krieg gegen Hitler-Deutschland setzte", sagte Putin. "Die Sowjetunion hat an den blutigsten Schlachten teilgenommen. Hier haben die Nazis ihre militärische Macht konzentriert", sagte Putin vor einer Schweigeminute. Die Sowjetunion hatte mit geschätzten 27 Millionen Toten die meisten Opfer während des Zweiten Weltkriegs zu beklagen.

Putin dankte aber auch den westlichen Alliierten. "Ich danke den Bevölkerungen Großbritanniens, Frankreichs und der Vereinigten Staaten für ihre Teilnahme am Sieg. Ich danke den unterschiedlichen antifaschistischen Ländern, die sich in den Reihen des Widerstands und im Untergrund an den Kämpfen gegen die Nazis beteiligt haben", sagte er.

Der Präsident zeigte sich eher versöhnlich in seiner Ansprache und verzichtete auf eine Warnung vor der Gefahr des neuen "Faschismus" in der Ukraine. Auf die schwerste Krise zwischen Ost und West seit Ende des Kalten Krieges nahm der Kremlchef aber indirekt Bezug. Die Prinzipien der Nachkriegsordnung würden immer häufiger verletzt, kritisierte Putin. Versuche, eine "monopolare" Welt zu schaffen, nähmen zu. Nötig sei aber ein System, das gleiche Sicherheit für alle Staaten garantiere. "Nur dann werden wir Frieden und Ruhe auf dem Planeten gewährleisten."

Neue Waffensystem vorgeführt

Russland hatte die 90-minütige Militärparade am Samstag auch dazu, mehrere neue Waffensysteme vorzuführen. Neben gepanzerten Truppentransportern, Artilleriesystemen und einem Panzerabwehrsystem war darunter auch der Kampfpanzer T-14, der als Flaggschiff einer neuen Generation von Panzern gilt. Berichten zufolge soll die Armee langfristig 2.300 Panzer dieses Typs erhalten, doch gibt es Zweifel, dass das Geld dafür reicht. Das Staatsfernsehen übertrug die Gedenkfeier live. Am Ende erklang zu Salutschüssen die Nationalhymne.

Putin führte danach überraschend persönlich den Marsch im Gedenken an die Kriegsopfer in Moskau an. Mit einem Porträt seines Vaters Wladimir, der im Zweiten Weltkrieg gegen die deutschen Truppen gekämpft hatte, stellte sich Putin an die Spitze der rund 250.000 Menschen, die zum 70. Jahrestag des Siegs über Nazi-Deutschland durch die russische Hauptstadt marschierten. Die Menschen zeigten dabei Bilder ihrer Väter oder Großväter, die am "großen Vaterländischen Krieg" teilgenommen hatten.

Seit Tagen bereits trugen die Russen als Ausdruck des neuen Patriotismus in Erinnerung an den Sieg das russische Sankt-Georgs-Band. Auch Behörden und U-Bahnschalter sind mit dem orange-schwarzen Band geschmückt.

Stalin-Bilder in Donezk

Außer in Moskau fand auch im ostukrainischen Donezk eine Militärparade der prorussischen Separatisten statt. Knapp 1500 Rebellenkämpfer marschierten begleitet von sechs Panzern sowie Raketenwerfern und Luftabwehrgeschützen die Hauptstraße der Großstadt hinunter. Viele trugen die rote sowjetische Fahne oder Bilder des Diktators Josef Stalin.

In Russland und den meisten Nachfolgestaaten der Sowjetunion wird am 9. Mai an die Kapitulation Hitler-Deutschlands erinnert. Der Beginn des Waffenstillstands am Ende des Zweiten Weltkriegs war nach der Unterzeichnung der Kapitulation vor den Westalliierten auf den 8. Mai 1945 um 23.00 Uhr MEZ festgelegt worden. Der deutsche Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel als Befehlshaber der Wehrmacht unterzeichnete die Kapitulation vor den Sowjets erst am 9. Mai - kurz nach Mitternacht.

(APA)

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