Fenninger-Manager: „Lösung in Annas Sinne finden“

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ARCHIVBILD: ANNA FENNINGER DROHT MIT R�CKTRITT AUS DEM �SV(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Klaus Kärcher fordert vom ÖSV eine faire Aussprache und schließt einen Nationenwechsel von Anna Fenninger aus.

Wien. So mancher Verband hat im Streit zwischen Anna Fenninger und dem ÖSV die große Chance gewittert. „Wir würden sie mit offenen Armen nehmen“, ließ etwa Hans Flatscher, der Schweizer Damen-Cheftrainer, ausrichten. Österreichs Skifans dürfen aber aufatmen, Fenninger-Siege für ein anderes Land wird es in Zukunft wohl keine geben. Zum einen hat die Salzburgerin schon in der Vergangenheit mehrfach betont, dass ein Nationenwechsel für sie nicht zur Diskussion steht. Auch Manager Klaus Kärcher, der zentrale Zankapfel, betonte nun noch einmal: „Anna ist mit Leib und Seele Österreicherin und würde nie für eine andere Nation starten.“

Zum anderen hat die FIS für einen Nationenwechsel genaue Regeln parat, und die schließen ein derartiges Szenario in diesem Fall so gut wie aus. Demnach brauchte es für einen Neustart ohne Stehzeit und Verlust aller FIS-Punkte den Pass der neuen Nation, einen nachgewiesenen zweijährigen Aufenthalt im oder Familienangehörige (Eltern- oder Großelternteil) aus dem Land sowie das vielleicht kritischste Element: Zustimmung von ÖSV und FIS-Vorstand.

Wesentlich realistischer ist hingegen der von Fenninger angedrohte Rücktritt, sollte sich der ÖSV gegen die weitere Zusammenarbeit mit Manager Klaus Kärcher sowie die Abstellung von Konditionstrainer Peter Meliessnig stellen. Die in dem Droh-Email gesetzte Frist von drei Tagen ist abgelaufen, eine Entscheidung steht aber noch aus. Am Mittwoch reiste die 25-Jährige in Absprache mit dem Verband vorzeitig aus dem Trainingslager auf Zypern ab und trainiert seither individuell in der Heimat. Zumindest öffentlich äußerte sie sich nicht mehr zur Causa. Stattdessen meldete sich ihr Manager zu Wort und betonte, dass eine rasche Beilegung des Konflikts auch in seinem Sinne sei. „Ich stelle sicher keine Bedingungen und bin für weitere Gespräche offen. Es muss möglich sein, dass man auf Augenhöhe fair und korrekt verhandelt. Der ÖSV sagt, er hat kein Problem mit externen Managern. Dann muss er endlich auch dementsprechend handeln“, sagte der Deutsche in einem Interview mit den „Salzburger Nachrichten“.

Kein Silberstern als Kopfzierde

Auch die leidige Diskussion um Fenningers Kopfsponsor sei müßig. „Ich will ein für alle Mal klarstellen, dass Mercedes sicher nicht Annas Kopfsponsor wird. Den Teufel würde ich tun, um mich deswegen mit dem ÖSV anzulegen“, hielt Kärcher fest. Der Vertrag der Salzburgerin mit Raiffeisen läuft im Sommer aus, ihr Manager verlangt für die Verlängerung die finanzielle Angleichung an Marcel Hirscher. Seither brodelte die Gerüchteküche, der Silberstern als mögliche neue Kopfzierde waren ÖSV und Partner Audi ein Dorn im Auge.

Für Kärcher steht nur das Wohl seiner Athletin im Vordergrund. „Mir geht es einzig und allein darum, dass Anna wirtschaftlich optimale Voraussetzungen hat. Was den sportlichen Bereich betrifft, mische ich mich nicht ein“, sagte der Deutsche. „Ich bin weder finanziell noch sonst irgendwie abhängig von Anna. Daher hoffe ich, dass wir im Sinne von Anna eine Lösung finden.“ Die Causa sorgte jedenfalls für ein enormes Medienecho und Aufruhr in den sozialen Netzwerken. Zuletzt hat sich sogar Sportminister Gerald Klug als Vermittler angeboten. Er wolle erst einmal persönlich mit Fenninger und ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel sprechen. Letzterer flog trotz des Trubels um seinen Star nach Kanada. Der ÖSV-Chef unterschätze die Lage keinesfalls, jedoch sei die Reise bereits lang geplant gewesen, ließ Sportdirektor Hans Pum wissen.

Pum selbst hatte sich in einer ersten Reaktion von Fenningers E-Mail „schwer enttäuscht“ gezeigt und von „Erpressung“ gesprochen. In der kommenden Woche möchte der 60-Jährige nun aber in einem Vier-Augen-Gespräch mit Fenninger die hochgegangenen Wogen wieder glätten. Damit auch zukünftig Fenninger-Siege unter rot-weiß-roter Flagge bejubelt werden.

AUF EINEN BLICK

Anna Fenninger drohte im Streit um die Zusammenarbeit mit ihrem Manager Klaus Kärcher dem ÖSV mit Rücktritt. Der Deutsche betonte, für Gespräche offen zu sein, allerdings nur, wenn diese auf Augenhöhe und in fairer Weise geführt würden.ÖSV-Sportdirektor Hans Pum will kommende Woche mit Fenninger unter vier Augen reden.
Einen Nationenwechsel schließt Manager Kärcher aus: „Anna ist mit Leib und Seele Österreicherin.“ Zuvor hatte der Schweizer Verband Interesse an einer Aufnahme Fenningers signalisiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2015)

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