Tagsüber besuchen sie Moscheen, Museen und Paläste, in der Nacht die vielen Bars, Clubs und Saunas. Die Millionenmetropole ist die Lieblingsdestination von Schwulen.
Es mag überraschen, aber in der Community gilt Istanbul als die unangefochtene Schwulenhauptstadt Europas. In kaum einer europäischen Großstadt gibt es so viele Clubs und Bars für Schwule, Lesben und Transsexuelle.
Der Grund dafür ist naheliegend. Zwar ist Homosexualität in der Türkei (im Gegensatz zu vielen anderen muslimisch geprägten Staaten) nicht verboten, aber als schwule oder lesbische Person offen und ohne Anfeindungen zu leben ist abseits von Istanbul praktisch unmöglich. Selbst in Millionenstädten wie Ankara, Izmir und Antalya. Was zur Folge hat, dass sich nahezu die gesamte Community der Türkei auf Istanbul konzentriert.
Liberale Kunst- und Kulturszene. Hinzu kommt, dass die Kunst- und Kulturszene Istanbuls außergewöhnlich liberal ist und eine freizügige Geisteshaltung fördert. So gibt es beispielsweise kaum einen Kinofilm, ein Theaterstück oder eine Fernsehserie, in denen Homosexualität nicht thematisiert wird – zumeist in einem positiven Kontext. Zudem gibt es mehrere Film- und Popstars, die zwar nicht geoutet sind, aber ihre Homosexualität mehr oder weniger offen zur Schau stellen.
Nicht zuletzt gehört die Stadt am Bosporus seit jeher zu den Partymetropolen Europas. Sogar der langjährige schwule Bürgermeister von Paris, Bertrand Delanoë, soll immer wieder nach Istanbul gereist sein, um dort das Nachtleben zu genießen. kb
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2015)