Nicht jeder Hobby-Gärtner hat einen grünen Daumen. Dafür oft Tonnen von Hightech im Geräteschuppen.
Heute möchte ich diese Kolumne in „Maschinenpark“ umbenennen. Das Wetter schreit förmlich danach (zumindest die Wettervorhersage), und angeblich ist der ultimative Frühjahrs-Kick jedes Mannes ein Rasentraktor. Quasi als Bubentraum, für den man sich auch vierzig Jahre später nicht genieren muss.
Nun habe ich nicht die geringste Ahnung von Rasentraktoren. Sieht man vom Umstand ab, dass ich den David-Lynch-Film „The Straight Story“ liebe, wo ein Rentner seinen kranken Bruder besucht und hunderte Kilometer Wegstrecke mit Hilfe eines „Aufsitz-Rasenmähers“ (so die Wortwahl in „Wikipedia“) zurücklegt. Aber harmlose Spinnereien gehören ja zum Grundinventar dieses publizistischen Abenteuerspielplatzes. Und tatsächlich lernt man bei der Recherche penibel zwischen „Aufsitzmähern“ und „Rasentraktoren“ zu unterscheiden. Erstere sind leidlich bequemere Varianten des guten, alten Elektro- oder Benzin-Schiebemähers. Bei Letzteren befindet sich die Antriebseinheit immer vor dem Fahrer, das „Mähdeck“ ist zwischen die Achsen gebaut, hinten hängt ein Behälter für Schnittgut dran. Oder so. Die nächste Stufe wäre dann schon ein „echter“ Kleintraktor, quasi der Ferrari des Hobbygärtners. Es gibt über tausend (!) Typen auf dem Markt, habe ich staunend nachgelesen, und wahrscheinlich Myriaden von Baumarkt-Beratern, die genau wissen, welches Modell es denn sein soll. Nein: muss.
Allerdings: Auszahlen tut sich derlei schweres Gerät erst ab etwa eintausend Quadratmeter Grundfläche – außer Sie wollen einfach ein bisschen im Kreis fahren, Grasduft einatmen oder Ihren Bruder besuchen. Ich fürchte nur, dies lässt sich hierzulande nicht mit der Straßenverkehrsordnung in Einklang bringen. Und ich wette, auch Hochgrasmäher und Motorsensen, Rasentrimmer, Vertikutierer, Schredder, Einachser und Motorhacken, Häcksler, Schneefräsen, Kehrmaschinen, Laubsauger, Erdbohrer, Heckenscheren, Wippkreissägen, Holzspalter, Wildkraut-Hex, Raupentransporter, ATVs und Quads schlummern oft nur still im Geräteschuppen vor sich hin. Weil die Fantasie mit einem durchgegangen ist (apropos: kurvt André Heller in seinem italienischen Wundergarten auf einem bunt bemalten Traktor durch die Botanik?) und auch der Hightech-Hobby-Bauer gelegentlich das Kraut schießen lassen mag, wie's Mutter Natur gefällt.
Mehr zum Thema: www.gartentechnik.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2009)