"Homeland": Neue Schurken für Berlin

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Die neue Staffel der Serie "Homeland" wird in Deutschland gedreht. In Berlin sucht man Komparsen, die Jihadisten spielen sollen.

Berlin. Gesucht wird ein bestimmter Typus Mensch, aber gekommen sind sie alle: blond, brünett, alt, jung, Hipster, Hippie und Hip-Hopper. Die Schlange reicht vom Eingang des Kreuzberger Theaters Aufbau in Berlin einmal rund um das Gebäude bis fast hinein in die U-Bahn-Station. Nicht alle sehen „arabisch, türkisch, persisch, nordafrikanisch, syrisch, südeuropäisch und generell aus dem Mittleren Osten stammend“ aus, wie es in der Ausschreibung heißt. Aber das Motto der Menge lautet: „Versuchen wir es einmal“, wie es die Mutter eines blonden, sommersprossigen Teenagers in der Schlange formuliert. Sowohl sie, die mit ihren glatten, schwarzen Haaren zumindest ein bisschen die Vorgaben erfüllen könnte, als auch ihr Sohn, der eine Filmschule besucht, wollen mit dabei sein, bei „Homeland“.

Die neue Staffel der US-amerikanischen Erfolgsserie wird in Berlin gedreht – dafür wurden am Wochenende rund 1000 Statisten gesucht. Ein potenzieller Bewerber in Jeans und Jeansjacke, der schon von den U-Bahn-Treppen aus die Menschenmasse sieht, macht sofort wieder kehrt: „Das tu ich mir nicht an.“ In der Schlange selbst kann unterdessen eine Gruppe türkischer und arabischer Jugendlicher ihre Aufregung kaum verbergen. Ob sie wissen, dass sie vermutlich gefährliche Jihadisten darstellen müssen? „Die Serie ist cool“, sagt einer, und damit ist wohl alles gesagt. Bärte haben sie zwar noch keine – was von den Serienmachern ausdrücklich erwünscht ist –, aber er könne gut rappen, erzählt ein türkischer Bub stolz. Vielleicht helfe ihm das ja.

In der Serie jagt CIA-Agentin Carrie Mathison (Claire Danes) Terroristen aus dem arabischen Raum. Zwar ist „Homeland“ sehr erfolgreich, aber es wird auch für die klischeehafte Darstellung der arabischen Welt kritisiert. Über die Handlung in Berlin ist noch nichts bekannt, jedenfalls sollen aktuelle Ereignisse (Stichwort: Islamischer Staat) berücksichtigt werden. Bereits in der vergangenen Staffel war mit Numan Acar ein türkischstämmiger Berliner mit am Start: Er spielt den pakistanischen Terroristen Hassan Haqqani.

Das Geld ist nicht so wichtig

Nur wegen des Geldes – ab 55 Euro pro Drehtag – ist kaum einer zum Casting gekommen; mehrheitlich sind es Serienfans, die mitwirken wollen. Auch ein ergrauter Pensionist mit Schnauzer, der sein Glück versucht, ist in der Schlange zu finden. „Ich hab Zeit und Lust“, sagt er. Dass es sich um die Serie „Homeland“ handelt, habe er nicht gewusst (das wurde in der Ausschreibung auch nicht erwähnt). Nachdem er die Details erzählt bekommen hat, ist er fast etwas enttäuscht: „Oje, wie ein Schurke seh ich aber nicht aus.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2015)

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