Die spektakulärsten Fälle. Auf 161 Seiten zeichnen die US-Behörden in ihrer Anklage gegen 14 Beschuldigte das Bestechungssystem im Weltfußball nach, das seit mindestens drei Jahrzehnten besteht.
Copa America: 1986 erwirbt das Unternehmen Traffic Brazil die weltweiten Vermarktungsrechte für den Südamerika-Cup. 1991 fordert Conmebol-Präsident Nicolas Leoz für eine Vertragsverlängerung eine sechsstellige Summe an Schmiergeld. Ein namentlich nicht genannter Mitverschwörer (#2) veranlasst die Zahlung. Bis 2011 erhält Leoz für jede Auflage des Turniers höhere Zahlungen. Für die Vermarktungsrechte der vier Copa Americas von 2015 an werden 110 Mio. Dollar Schmiergeld an elf Conmebol-Offizielle vereinbart.
Gold Cup: Mithilfe desselben Mitverschwörers (#2) werden ab 1996 durch ein ähnliches System für fünf Auflagen auch die Vermarktungsrechte der Nord- und Mittelamerika-Meisterschaft vergeben. Bis zum Turnier 2003 fließen hunderttausende Dollar an Schmiergeldzahlungen an Concacaf-Präsident Jack Warner. Dessen Nachfolger, Jeffrey Webb, erhält 1,1 Millionen Dollar für seine Vergabe der Rechte am Gold Cup und an der Concacaf Champions League 2012 an Traffic USA, 2013 bereits zwei Millionen Dollar.
Copa Libertadores: Um das Jahr 2000 bekommt Leoz vom Mitverschwörer (#5) einer Sportmarketing-Agentur Schmiergeldzahlungen für die Werberechte an der südamerikanischen Königsklasse im Vereinsfußball. 2006 weist Leoz #5 an, aus dem Werbekontrakt mit dem Conmebol mehr als zwei Millionen Dollar auf Konten in die Schweiz und nach Paraguay zu lenken.
Brasiliens Nationalmannschaft: Eine US-Firma erwirbt 1996 die Ausrüsterrechte für zehn Jahre für 160 Millionen Dollar. Der Ausrüster stimmt zu, weitere 40 Mio. Dollar an eine Tochter von Traffic Brazil zu zahlen. Die Hälfte fließt als Schmiergeld von Mitverschwörer (#2) an eine weitere namentlich nicht genannte Person. 2002 wird der Ausrüstervertrag vorzeitig aufgelöst.
WM-Vergabe 2010: Jack Warner erhält Signale, dass Südafrika zehn Millionen Dollar an den CFU zahlen will, wenn es den Zuschlag für die WM erhält. Die südafrikanische Regierung soll die Zahlungen jedoch nicht direkt vornehmen. In drei Margen weist ein hochrangiger Fifa-Funktionär an, dass zehn Millionen Dollar von einem Fifa-Konto in der Schweiz auf ein US-Konto fließen. Das Geld landet auf Konten im Namen der Karibischen Fußball-Union CFU und Concacaf, kontrolliert von Warner.
Fifa-Präsidentschaftswahl 2011: Mitverschwörer #7, ein asiatischer Funktionär, erklärt 2011 seine Kandidatur fürs Fifa-Präsidentenamt. Im April fließen 363.537,98 Dollar von ihm auf ein CFU-Konto, das Warner kontrolliert. Im Mai stellt #7 den CFU-Verbänden seine Kandidatur vor. Warner sagt den Funktionären, dass sie sich ein Geschenk abholen könnten – pro Umschlag 40.000 Dollar. Nachdem das System auffliegt und Warner von seinen Ämtern zurücktritt, veranlasst Mitverschwörer #7 eine Zahlung von mehr als 1,2 Millionen Dollar auf ein Konto, das Warner kontrolliert. (DPA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.05.2015)