In Palma hat sich's ausgeballert

Im Patio des 700 Jahre alten Gebäudes, das das Cancera-Hotel beherbergt, ist es auch im heißesten Sommer kühl
Im Patio des 700 Jahre alten Gebäudes, das das Cancera-Hotel beherbergt, ist es auch im heißesten Sommer kühl Barbara Zach
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Balearen. Noch nie in Palma de Mallorca gewesen? Wegen der Massenbesäufnisse und zu vielen Halbnackten in der Stadt? Das alles ist mittlerweile verboten und mit teuren Strafen belegt.

Es war hoch an der Zeit. Im Mai 2014 beschloss der Stadtrat von Palma de Mallorca endlich eine Verordnung zur Förderung und Gewährleistung des Zivillebens in Palma. Damit wurde allerlei verboten, alles, was die Baleareninsel bei Partyfans vor allem aus Deutschland, Skandinavien, Russland und Großbritannien beliebt gemacht hatte: Sangria-aus-dem-Kübel-Saufen, Bade-Outfit und nackte Oberkörper in der Stadt, Balconing (von Balkon-zu-Balkon-Klettern), Spucken, Kaugummis oder Zigarettenkippen auf die Straße werfen und Radfahren auf den Gehwegen – all diese Vergehen können bis zu 200 Euro Strafe kosten. Wer wegen der Ballermann-Stimmung noch nie in Palma war, könnte vielleicht erstmals einen Besuch ins Auge fassen. Für Palma-Newbies fassen wir die wichtigsten Sights zusammen.

Catedral de Mallorca. Die Kathedrale der heiligen Maria, auch La Seu genannt (Katalanisch für Bischofssitz), gehört zu den wichtigsten Bauwerken der Gotik. Dekorierende Elemente im Stil des katalanischen Modernisme (Jugendstil) lieferte Antoni Gaudi nach. Das Besondere des Gotteshauses ist die außergewöhnliche Lichtstimmung im Inneren, hervorgerufen durch das 1370 gebaute und 1599 verglaste Rundfenster über der Apsis. Plaza Almoina.

Passeig d'es Born. Palmas Flanier- und Shoppingmeile ist eine Verbindung vom Meer zur Altstadt. Ursprünglich befand sich hier der Wassergraben vor der Stadtmauer, heute ist die Prachtmeile eine von Palais gesäumte und von alten Platanen beschattete Promenadenmeile. Unzählige Geschäfte, Boutiquen aller Preiskategorien sowie Cafés und Restaurants laden zum Shoppen und Flanieren ein.

Castell de Bellver. Den tollen Ausblick über die Stadt von der Burg sollte man keinesfalls versäumen. Im Gegensatz zu anderen Festungsanlagen ist die Burg kreisrund, das verleiht der Festung ihre Einzigartigkeit in Spanien. Eine von außen verschlossene, wehrhafte Anmutung, die sich beim Betreten des Innenhofs aber rasch ins Gegenteil wandelt. Ornamente, Statuen und ein Ziehbrunnen zieren den hellen Innenhof und zeugen von Lebensfreude.

Joan-Miró-Museum. Ebenfalls ein absolutes Must, nicht nur für Kunstliebhaber. Der katalanische Maler, Grafiker und Bildhauer lebte und arbeitete von 1956 bis 1983 auf Mallorca. Dank ihrer engen Bindung zur Insel schenkten er und seine Frau bereits 1981 seine Ateliers mit den darin enthaltenen Werken der Stadt. 1992 wurde das nach Entwürfen des Architekten Rafael Moneo entworfene Museum gebaut, das Mirós Liebe zum Meer widerspiegelt. Zu sehen sind auch unvollendete Werke und die im Originalzustand belassenen Arbeitsstätten von Miró, eine Bibliothek sowie Wechselausstellungen.

Straßenbahn Sóller. Eine Fahrt mit der Straßenbahn vom Hafen von Sóller bis zum PlaVa de sa Constitució ist ein nostalgisches Erlebnis. Die offenen Jardineras, Waggons aus knarrendem Edelholz, rattern auf einer Strecke von 4,9 km durch die traumhafte Landschaft mit Gemüsegärten, Zitrusfrucht- und Olivenhainen. Die Düfte und die Reichweite der Früchte verleitet schon manchmal, die eine oder andere Frucht zu pflücken. Ticketpreis: fünf Euro, Plaça d'Espanya.

Museum Can Brunera. Das von der Kunststiftung Fundació Tren de l'Art (Stiftung der Eisenbahn) unterhaltene Museum befindet sich in der 1909–1911 erbauten Jugendstilvilla Ca'n Prunera, der ehemaligen Textilfabrik von Sóller. Das Erdgeschoß und die Hauptetage haben mit der Restaurierung ihr ursprüngliches Erscheinungsbild wiedererlangt und sind jetzt fixer Bestandteil des Museums und für viele beeindruckender als die permanenten Ausstellungen der großen Meister des 19. und 20. Jahrhunderts. Eintritt: fünf Euro. Carrer de sa Lluna, 90, Sóller

Flanigan. Seit 1987 ist Miguel Arias Flanigan ein beliebter und stets gut besuchter Klassiker im Hafen von Portals Nous. Die rustikale Einrichtung und legere Atmosphäre locken nicht nur Touristen, sondern Einheimische und Segler an. So kann es schon einmal vorkommen, dass der spanische König am Nebentisch sitzt. Neben den klassischen Tapas und hervorragenden Fischgerichten sind das Steak Tatar und die Tarta de Manzana, ein hauchdünner Apfelkuchen, ein absolutes Muss. Achtung: Die Zubereitung dauert 30 Minuten, daher gleich zu Beginn mitbestellen. flanigans.de.

Basic. Das Restaurant wurde 2009 in einem ehemaligen Autosalon von Gerhard Berktold ins Leben gerufen. Wie der Name schon sagt, besticht die Innenarchitektur durch schlichte Eleganz. „Wir reduzieren uns auf das Wesentliche, indem wir nur das auf den Tisch geben, was man wirklich braucht“, beschreibt Küchenchef Gerhard Berktold sein Konzept. Ein Platz zum Abschalten und Genießen. Auf den Tisch kommt mediterrane Küche, teilweise mit Einflüssen aus Afrika und Asien zu sehr moderaten Preisen. Ein Neun-Gänge-Menü bekommt man für lediglich 27 Euro. Und das Gute ist: Auch halbe Portionen sind machbar. basic-br.com

Es Fum. Das mit einem „Michelin“-Stern ausgezeichnete Restaurant in einem der nobelsten Hotels der Insel, im St. Regis Mardavall, ist ein Muss für jeden Gourmetfan. Elegantes Ambiente vor der Kulisse des Mittelmeeres laden zu entspannten, romantischen Abenden ein. Seit 2014 ist Rafael Sánchez Küchenchef. Er folgt dem Konzept einer ehrlichen Küche und bevorzugt saisonale Produkte und schonende Zubereitungsmethoden. „Ingredienzien sollen über Farbe, Form, Geruch und Geschmack identifizierbar sein“, so Sánchez. Drei Gourmetmenüs stehen zur Auswahl mit sechs Gängen (130€), acht Gängen (146€) und zehn Gängen (156€). Jeder einzelne stellt eine Geschmacksexplosion dar. restaurant-esfum.com

St. Regis Mardavall. Neun Kilometer außerhalb von Palma und wenige Minuten vom Hafen Puerto Portals in der Villengegend Costa d'en Blanes liegt das exklusive Fünfsterne-Spa- und Wellnessresort, eines der teuersten und luxuriösesten Hotels auf Mallorca. Im Preis enthalten sind Himmelbetten am Pool und das größte Spa Europas.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.05.2015)

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