MH17-Absturz: Russland fälschte offenbar Satellitenbilder

Abstuzr-Ort in der Ostukraine
Abstuzr-Ort in der Ostukraine(c) APA/EPA/ALEXANDER ERMOCHENKO (ALEXANDER ERMOCHENKO)
  • Drucken

Laut Experten einer unabhängigen Investigativplattform hat der Kreml Satellitenfotos zum MH17-Absturz über der Ostukraine mit dem Programm Photoshop manipuliert.

Wenige Tage nach dem Abschuss der Passagiermaschie MH17 am 17. Juli 2014 veröffentlichte das russische Verteidigungsministerium mehrere Satellitenbilder, die die Schuld der ukrainischen Armee am Tod der 298 Menschen an Bord beweisen sollte. Die Aufnahmen sollten Aktivitäten der ukrainischen Luftabwehr in der Ostukraine am Tag des Abschusses belegen. Doch das Ergebnis einer forensischen Analyse der Satellitenbilder zeigt, dass jene Aufnahmen gefälscht wurden, wie "Spiegel Online" berichtet.

Die Analyse der unabhängigen Investigativplattform Bellingcat habe "eindeutig und unzweifelhaft" ergeben, dass die Satellitenfotos falsch datiert und "durch die Software Adobe Photoshop CS5 digital verändert wurden", heißt es in dem Untersuchungsbericht.

Wolken wurden ins Bild retouchiert

Ein Bild, das laut Moskauer Verteidigungsministerium belegen sollte, dass mindestens ein selbstfahrender Buk-Raketenwerfer und drei Fahrzeuge der technischen Unterstützung am 17. Juli 2014 nicht mehr auf dem Militärstützpunkt nördlich von Donezk vorhanden waren, sei "unzweifelhaft im Zeitraum zwischen dem 1. Juni 2014 und dem 18. Juni 2014 entstanden". "Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurden Wolken im linken und rechten Bildbereich digital hinzugefügt. Dadurch wurden weitere Details zum Vergleich mit anderen Bildern verdeckt", so die Experten von Bellingcat.

Das zweite Bild sollte eine Buk-Batterie der ukrainischen Armee am 17. Juli 2014 in der Nähe des Dorfes Saroschenskoje - das Gebiet, über dem MH17 an jemen Tag abgeschossen wurde - zeigen. Das Satellitenfoto sei "ohne jeden Zweifel vor dem 15. Juli 2014 entstanden," erklärt das Bellingcat-Team.

Abschlussbericht noch diesen Sommer?

Die Boeing 777 der malaysischen Fluglinie Malaysia Airlines war am 17. Juli in rund 10.000 Metern Höhe über von prorussischen Separatisten kontrolliertem Gebiet in der Ostukraine mutmaßlich abgeschossen worden. Alle 298 Insassen wurden getötet, davon 193 Niederländer.

Die ukrainische Regierung und der Westen gehen davon aus, dass die Maschine von prorussischen Separatisten abgeschossen wurde. Moskau sieht die Verantwortung hingegen bei Kiew.

Laut einem Zwischenbericht der niederländischen Ermittler wurde die Maschine abgeschossen: Die Boeing ist von schnell fliegenden "Objekten" durchsiebt worden und in Folge "während des Fluges in mehrere Teile zerborsten". Wer das Flugzeug abschoss, ist noch immer nicht geklärt. Der Abschlussbericht solle voraussichtlich diesen Sommer vorgelegt werden.

>> Bericht auf "Spiegel Online"

>> Untersuchungsbericht von Bellingcat

(Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Ukraine: Manipuliert Moskau "Beweis" zu Boeing-Abschuss?

Russland legte Satellitenfotos vor, die zeigen sollten, dass das malaysische Flugzeug im Juli 2014 von der Armee der Ukraine abgeschossen worden war. Laut Investigativplattform Bellingcat wurden die Bilder mit Photoshop verändert.
Außenpolitik

Russische Experten: Flug MH17 von Rakete abgeschossen

Moskauer Ingenieure berichten, dass die Rakete im Ort Sarotschenske abgefeuert wurde, den ukrainische Regierungstruppen kontrollierten.
Nach mehreren Monaten Winterpause konnte nun im Mai die Suche nach Wrack- und Leichenteilen vorerst abgeschlossen werden.
Außenpolitik

MH17: Suche nach Leichen nach neuneinhalb Monaten beendet

In den vergangenen zwei Wochen sind noch zahlreiche sterbliche Überreste gefunden worden.
Ein Bild vom 16. April 2015: Ein Anhänger transportier Wrackteile des über der Ostukraine abgeschossenen Passagierjets der Malaysia Airlines ab.
Außenpolitik

MH17: Haben deutsche Behörden Lufthansa nicht gewarnt?

Drei Lufthansa-Jets flogen am Tag der MH17-Katastrophe über die Ostukraine, obwohl sich laut Medien die Risikoeinschätzung bereits drastisch geändert hatte.
Weltjournal

Ingenieur: MH17 wurde nicht von Kampfflieger abgeschossen

Die Passagiermaschine müsse laut Chefentwickler des Kampfjets Su-25 mit einer Boden-Luft-Rakete getroffen worden sein.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.