Raub, Erpressung, Drogen: Jugendbande via Facebook rekrutiert

APA/HERBERT NEUBAUER
  • Drucken

Start des Prozesses gegen "Goldenberg"-Bande. Bis zu 150 Jugendliche sollen der in Wien tätigen Gruppierung angehört haben. Der Chef, ein gebürtiger Tschetschene, steht nun vor Gericht. Er bestreitet viele Vorwürfe.

Der mutmaßliche Chef der Wiener Jugendbande "Goldenberg" sowie sieben weitere Angeklagte müssen sich seit Dienstag am Wiener Landesgericht verantworten. Magamed M. (21), der sich "Max Goldenberg" nannte, hatte laut Anklage die Mitglieder der nach ihm benannten Bande vor allem über Facebook rekrutiert. Der Prozess ist für vier Tage anberaumt.

Die rechte Hand von Magamed M. entlastete diesen bei seiner Aussage deutlich. Magamed M. habe nichts von den Überfällen gewusst - und hätte ihm sicher auch davon abgeraten, wenn er ihn gefragt hätte, meinte der 20-Jährige, während sein bester Freund dazu grinste. M. sollte am ersten Verhandlungstag voraussichtlich noch nicht einvernommen werden.

"Drogen, das ist aber sehr schlecht"

Er habe die Überfälle begangen, um Geld für Drogen zu bekommen. "Drogen, das ist für den Obmann eines Sportvereins aber sehr schlecht", meinte Richter Daniel Rechenmacher. "Deshalb will ich auch aufhören." Mit den Drogen oder mit dem Sportverein?", hakte der Vorsitzende nach. Zur Namensgebung des Vereins "Goldenberg" konnte oder wollte der 20-Jährige nichts sagen. Den Namen habe Magamed M. ausgesucht, er dürfte wohl nichts bedeuten. Die Annahme der Polizei, dass Facebook-Gründer Mark Zuckerberg möglicherweise als Vorbild gedient habe, kam heute nicht zur Sprache.

Der 20-Jährige nahm jedenfalls seinen Freund in Schutz. Auch alle Telefonate oder Treffen vor oder nach Überfällen mit dem Hauptangeklagten hätten nichts mit den Delikten zu tun, sagte er aus. M. hätte auch nichts von seiner Drogensucht gewusst.

Die Staatsanwaltschaft wirft M. und den anderen jungen Männern im Alter von 17 bis 21 Jahren unter anderem Raubüberfälle, Erpressung und Drogen-Geschäfte vor. Als Chef soll der gebürtige Tschetschene sich nur selten unmittelbar selbst an den kriminellen Handlungen beteiligt haben. So ist er "nur" wegen Beihilfe zu zwei Überfällen, Körperverletzung, Erpressung und Drogenhandels angeklagt. Er soll allerdings die Aufträge zu den Straftaten vergeben und die Verteilung der Beute - insgesamt rund 24.000 Euro - übernommen haben.

Bis zu 150 Jugendliche und junge Erwachsene sollen der Gang angehört haben. Die Goldenberg-Vereinigung an und für sich sei nicht kriminell gewesen, schränkte nun der Staatsanwalt ein. 33 wurden jedoch zur Anzeige gebracht. Neben Magamed M. müssen sich aktuell sieben Mitangeklagte vor einem Schöffensenat verantworten. Zwei separate Verfahren gegen Banden-Mitglieder haben bereits stattgefunden und sind mit erstinstanzlichen Schuldsprüchen zu Ende gegangen.

Viele Täter vorbestraft

Die Angeklagten im gegenständlichen Verfahren stehen teilweise das erste Mal vor Gericht, die Mehrzahl weist allerdings einschlägige Vorstrafen auf, die noch zur Probe nachgesehen und damit nicht getilgt sind. Ihre Verantwortung war unterschiedlich. Teilweise wurden die Raubüberfälle zugegeben, jene, die nur Beiträge dazu geleistet haben, bestritten jedoch zumeist jede Tatbeteiligung oder Mithilfe.

Der Hauptangeklagte ist nur teilgeständig: Dass die anderen Raubüberfälle begangen hatten, dafür könne er nichts. Es hätte keine Koordinationssitzungen gegeben und in Auftrag habe er die Taten schon gar nicht gegeben. Teilweise geständig war der 21-Jährige bezüglich der Erpressung. Laut Anklage hatte er einem Süchtigen eine kleine Menge Cannabis übergeben und dafür einen weit überhöhten Preis verlangt. Sein Opfer habe er mit zwei weiteren Angeklagten erpresst.
Geld "zu nachdrücklich" zurückgefordert

Magamed M. wollte davon allerdings nichts wissen. Er habe dem Mann kein Suchtgift verkauft, sondern 600 Euro geborgt. Dies habe er etwas zu nachdrücklich zurückverlangt, weshalb er sich diesbezüglich einer Nötigung schuldig bekannte.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Chef der Goldenberg-Bande
Wien

Drei Jahre unbedingt für Chef der Goldenberg-Bande

Der Schöffensenat sprach Magamed M. des schweren Raubs als Beteiligter, der Erpressung und Körperverletzung für schuldig.
PROZESS GEGEN ´GOLDENBERG´-BANDE IN WIEN
Wien

Goldenberg-Bande: Die Raubüberfälle eines Sportvereins

Acht Mitglieder einer von Tschetschenen geführten Gruppierung standen als Räuber vor Gericht. Was als Sportverein begann, endete teilweise als kriminelle Vereinigung.
Zwei Jugendbanden landeten in Wien vor Gericht.
Wien

Prozess gegen Wiener Jugendbanden: Elf Verurteilungen

Elf Burschen im Alter zwischen 16 und 21 wurden schuldig gesprochen. Ein mehrfach vorbestrafter 19-Jähriger muss dreieinhalb Jahre in Haft.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.