Grüne Nüsse

Johannesnuss
Johannesnuss(c) Wikipedia - T.Voekler
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Die erntet man rund um den Johannistag, um den allseits beliebten Nussschnaps anzusetzen.

Der nunmehr gerade vergangene 24.Juni fällt bereits in die Jahreshälfte, in der die Tage wieder kürzer werden. Ach! Doch das soll uns jetzt nicht verdrießen, der Geburtstag von Johannes dem Täufer markiert zugleich den Beginn der Erntezeit. Der Sommer, er steht noch fast zur Gänze bevor. Rund um den Lostag des Johannes beginnt das Johanniskraut zu blühen, die Johannisbeeren oder Ribiseln werden reif, die Johanniskäfer, also die Glühwürmchen, fliegen und leuchten nächtens durch Wälder und Gärten, die Wiesen werden um diese Zeit gemäht, denn eine alte Bauernregel besagt: „Wenn die Johanniswürmer glänzen, darfst du richten deine Sensen.“

Der Kuckuck hört dafür Ende Juni endgültig auf zu rufen, die vermaledeite Schafskälte verzupft sich, und nicht zuletzt müssen jetzt die dicken grünen Johannisnüsse geerntet werden, um sie zu schwarzen Zuckernüssen zu veredeln oder aus ihnen den herb-süßen Nussschnaps zu gewinnen. Letzterer ist eine traditionelle Köstlichkeit, die einfacher nicht herzustellen wäre. Nur Geduld braucht man, denn ein wirklich guter Nussschnaps, der eigentlich ein Likör ist, will zumindest ein Jahr Reifezeit hinter sich bringen, um wirklich rund und voll zu schmecken.


Im Herbst genießen. Folgendermaßen wird er hergestellt: Gemeinsam mit rund 40 grünen geviertelten Wal- bzw. Johannisnüssen kommen ein Liter Korn oder Wodka, ein Liter destilliertes Wasser, ein Kilo brauner Kandiszucker, etwas Ingwer, zwei Esslöffel Kalmuswurzel, Muskatblüte, zehn Gewürznelken, ein Teelöffel Wermutkraut, zwei Stück Zimtrinde sowie die Schale einer Orange und einer Zitrone in ein großes verschließbares Glasgefäß. Auf das sonnige Fensterbrett stellen und bis Herbst reifen lassen. Abseihen, abfüllen, lagern, im Folgejahr genießen. Wer das leicht Bittere gar nicht mag, lässt den Wermut weg oder reduziert die Dosis.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.06.2015)

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