Varoufexit: Das Spiel des Spieltheoretikers ist aus

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Sollte Tsipras glauben, dass er mit dem Abgang von Varoufakis das Gesprächsklima mit den Geldgebern verbessern kann, hat er den Bezug zur Realität endgültig verloren.

Nun ist er also weg - jener Mann, der die Bedingungen der Geldgeber Griechenlands als "Terrorismus" bezeichnete und ihren, wie er formulierte, "Hass" als Orden an seinem schwarzen Hemd tragen wollte. Fünf Monate lang irrlichterte Yanis Varoufakis wie ein Komet am Brüsseler Firmament, nervte seine Kollegen in der Eurogruppe mit Impulsreferaten, kritisierte Korrespondenten für "impertinente" Fragen und brachte mit einer Mischung aus Narzissmus, Arroganz und Ignoranz selbst wohlgesonnene Finanzminister gegen sich auf.

Nun ist der Spieltheoretiker am Tag nach dem erfolgreich geschlagenen Referendum zurückgetreten - angeblich auf Geheiß seines Vorgesetzten Alexis Tsipras. Der Verdacht liegt nahe, dass der griechische Premier auf diese Weise versuchen will, das Gesprächsklima mit den Gläubigern Griechenlands zu verbessern. Sollte dies in der Tat der Grund für die Abberufung von Varoufakis gewesen sein, dann zeigt es nur, dass Tsipras den Bezug zur europäischen Realität endgültig verloren hat. Zu glauben, mit einem billigen Taschenspielertrick - Abrakadabra, schwupp und er ist nicht mehr da! - ließen sich die deutschen Steuerzahler dazu überreden, noch mehr Geld nach Athen zu überweisen, ist schlichtweg infantil.

Nicht die Person Varoufakis ist das Problem, sondern die Erwartungshaltung der gesamten griechischen Führungsriege. Für den einstigen Hoffnungsträger der "solidarischen Ökonomie" à la Grecque dürfte sich sein Amtsabtritt hingegen als Glücksfall erweisen. Nun kann er, unbehelligt vom lästigen Tagesgeschäft, von der Terrasse seines Athener Luxusdomizils den Ausgang des Spektakels mitverfolgen, an dem er zuvor fleißig mitgeschrieben hat.

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