Schuldenkrise: Griechenlands Banken taumeln

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Die Sperre der Banken wurde bis Montag verlängert. Doch mittlerweile ist sogar unsicher, ob dann noch alle Finanzinstitute wieder aufsperren.

Athen. Nachdem in Griechenland die Bankschließungen zum dritten Mal, bis einschließlich Montag, verlängert wurden, ist immer häufiger von der Fusion oder gar der Abwicklung einzelner Finanzinstitute die Rede. Insbesondere der Chef der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, spricht sich dafür aus, den griechischen Banken weitere Notfallkredite der Europäischen Zentralbank zu verweigern, die Kapitalkontrollen aufrechtzuerhalten und in Folge zu beurteilen, welche Banken noch solvent seien. Das alles freilich nur für den Fall, dass es keine politische Lösung über ein neues Rettungspaket für Griechenland in Brüssel gibt.

Fusionsgerüchte auf dem griechischen Bankenmarkt sind nichts Neues. Die internationalen Gläubiger Griechenlands haben schon des Öfteren darauf hingewiesen, dass vier Großbanken ihrer Meinung nach zu viele sind für den im Lauf der Krise geschrumpften griechischen Markt – immerhin ging ein Viertel der Wirtschaftsleistung in den vergangenen fünf Jahren verloren. In den fetten Jahren vor und nach der Jahrtausendwende haben griechische Banken auch im Ausland stark expandiert, ebenso wie ihrer österreichische Konkurrenz sind sie führend in der Erschließung des benachbarten Balkan gewesen. Dieses Auslandsnetz mussten sie bereits stark reduzieren.

In den vergangenen Jahren hat es in Griechenland bereits zwei Versuche von großen Bankenhochzeiten gegeben: 2011 zwischen National Bank und Alpha-Bank, 2012 zwischen Eurobank und Alpha-Bank. Beide scheiterten. Dafür wurden die Anteile abziehender ausländischer Institute von den Griechen übernommen oder kleinere, stark defizitäre Institute fusioniert. Die staatliche Postbank ging etwa an Eurobank, die ebenfalls staatliche Agrarbank fiel mit ihrem reichen Portefeuille an landwirtschaftlichen Krediten der Piraeus-Bank in die Hände. Ein Teil – die Bad Bank – wurde mit Geldern des europäischen Bankenrettungsfonds abgewickelt, der gesunde Teil billig an Piraeus abgegeben. Diese konnte sich in der Folge der zypriotischen Bankenkrise auch noch die griechischen Filialen der zypriotischen Banken zum Vorzugspreis einverleiben. Seither ist sie die größte griechische Bank, noch vor der staatlich kontrollierten National Bank.

Setzt sich Verstaatlichung fort?

Hinter den Kulissen ging es bei den Gesprächen über die Zukunft des griechischen Bankensektors in den vergangenen Krisenjahren immer vordringlich um das Thema, ob die großen Privatbanken vollständig in die Hände des Staates fallen sollen oder ob sie privat bleiben. Das ist auch die Erklärung für die späte Refinanzierung der griechischen Banken nach dem Schuldenschnitt 2012, bei dem sie massiv griechische Staatsanleihen abschreiben mussten. Mit der Rekapitalisierung mehr als ein Jahr später hatte der Staat das Sagen in den Vorständen, doch 2014 holte man private Investoren wieder an Bord. So wird heute nur die National Bank staatlich geführt. Es ist kein Geheimnis, dass die neue Regierung unter Ministerpräsident Alexis Tsipras verstaatlichte Banken bevorzugt. Unter Federführung des stellvertretenden Regierungschefs, Giannis Dragasakis, baute sie einen guten Kontakt zu den privaten Investoren auf. Ob die Regierung gegen die weitere Verstaatlichung eines zusammenbrechenden Bankenwesens etwas einzuwenden hätte, ist unwahrscheinlich.

Gut steht das Bankensystem schon seit Jahren nicht mehr da. Seit Beginn der Krise 2008 ist es zu einem Abbau an Personal, oft in Form von Frühpensionierungen, vor allem aber zu massiven Lohneinbußen gekommen. Es ist kein Geheimnis in Griechenland, dass es vor allem die Banken sind, die das gesetzliche Verbot von Gruppenentlassungen mithilfe der Gläubiger in den Reformpaketen aushebeln wollten.

Verzweifelte Pensionisten ohne Kontokarten können dagegen wieder mit etwas Bargeld rechnen: Sie dürfen nun doch auch in dieser Woche 120 Euro in einzelnen Bankfilialen abheben. Importeure berichten indes, dass die nun eingerichtete Kontrollkommission für Auslandsüberweisungen ihre Anträge großteils abweist. Das lässt Rückschlüsse auf die dünne Kapitaldecke der Institute zu.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2015)

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