Mehr Rendite – mehr Risiko: Auch betuchte Anleger denken um

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Mischfonds sind der große Renner – weil sie mehr Ertrag bieten, aber dennoch das Risiko in Grenzen halten. Ansparpläne sind auch für Wohlhabende interessant geworden. Freiberufler und Ärzte sind die neue Zielgruppe des Privatbanking.

Wien. Veranlagen Millionäre anders als Normalsterbliche? Grundsätzlich nicht – sieht man einmal von der Summe ab, die zur Verfügung steht. Auch bei der betuchten Klientel steht Sicherheit an oberster Stelle – bei den Kunden der Raiffeisen Capital Management (KAG) dominierten Sichttermin- und Spareinlagen bisher stark.

Aber angesichts extrem niedriger Zinsen – die zumindest in Europa nicht so rasch steigen dürften – und wenig ertragreicher Staatsanleihen zeichnet sich ein Umdenken ab. Was sich auch darin zeigt, dass auch im Privatbanking Kunden ihr Vermögen einem Banker nicht mehr blind anvertrauen, sondern detaillierte Information wollen und Investmentvorschläge kritisch hinterfragen.

Mehr Rendite bedeutet mehr Risiko – diese Grundregel gilt für jeden Anleger. „Wer Rendite will, braucht einen längeren Veranlagungshorizont und die Bereitschaft, Kursschwankungen zu akzeptieren, und sollte nicht gleich nervös werden, wenn es plötzlich nach unten geht“, sagte Gaston Giefing, Chef des Privatebanking in der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, kürzlich bei der Präsentation neuer Trends im Privatkundengeschäft. Es ist aber genauso wenig ratsam, gleich auf den Kursaufschlag aufzuspringen. Was also tun? Die Mischung macht's – sowohl, was die Anlageformen selbst als auch den inneren Mix betrifft.

Und so zeichnet sich auch im Privatkundengeschäft ein neuer Trend ab: „Der große Renner sind Mischfonds“, sagt KAG-Chef Rainer Schnabl. Europaweit sind im Vorjahr 136 Mrd. Euro in Mischfonds geflossen, ein Plus von 20 Prozent. Die hohe Nachfrage nach dieser Veranlagungsform bestätigen deutsche Banken und auch die Fondsgesellschaft Union Investment, die ihre Privatkunden in erster Linie über das verzweigte Netz der Volks- und Raiffeisenbanken erreicht. Allein die KAG konnte im Vorjahr 385,1 Mio. Euro in Mischfonds veranlagen, in den ersten fünf Monaten dieses Jahres waren es schon 255,3 Mio. Euro.

Diese Multiassetklassenfonds streuen das Risiko über die Anlageklassen, indem sie global in Aktien, Anleihen, Währungen und Rohstoffe investieren. Einer der Top-Seller bei der KAG ist der Raiffeisen-Dynamic-Assets: Das Portfolio wird auf Basis eines Rankings über alle Assetklassen hinweg wöchentlich an die Kapitalmarktentwicklungen angepasst. Die Obergrenze bei Aktien liegt bei 50 Prozent – so könne der Anleger an Aufwärtsphasen partizipieren, das Risiko bleibe dennoch begrenzt.

Investieren in die Pension

Mischfonds eignen sich zudem gut für Ansparpläne, etwa für die Altersvorsorge – eine Anlageform, die bisher bei Wohlhabenden nicht gerade Charme hatte. Aber die Zeiten ändern sich. Fondssparen hat auch den Vorteil, beim Zukauf niedrige Kurse stärker zu nützen.

Was die Performance verschiedener Anlageformen betrifft, hat ein Zehnjahresvergleich der KAG interessante Ergebnisse gebracht: Bei Staatsanleihen haben die US-Bonds mit einem Zuwachs von 82,5 Prozent die Nase vorn. Österreichische Bundesanleihen (mit Tripple-A-Rating) legten um 50,71 Prozent zu – im vergangenen halben Jahr verloren sie aber 0,11 Prozent.

Legte man Anfang 2005 1000 Euro in Aktien an, war Patriotismus kein guter Ratgeber: Österreichischen Aktien sind jetzt 992 Euro wert. Nur auf das erste Halbjahr gerechnet gewannen heimische Aktien 11,65 Prozent. Wer 2005 in internationale Papiere investierte, kann sich über 2367 Euro freuen. Sehr gut sind auch die Fans von Gold gefahren, das um 225,61 Prozent zugelegt hat. Das gute alte Sparbuch brachte (nach KESt) immerhin 1254 Euro. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2015)

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