Dominic Thiem: Eine lang erwartete Premiere

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Dominic Thiem schlägt ab Freitag in Kitzbühel erstmals auf heimischem Boden für das Daviscup-Team auf. Der 21-Jährige soll Österreich mittelfristig zurück in die Weltgruppe führen.

Kitzbühel. Nach dem Abenteuer Wimbledon und einer anstrengenden wie herausfordernden ersten Saisonhälfte war Dominic Thiem reif für die Insel. Gemeinsam mit drei Freunden, unter ihnen Daviscup-Sparringpartner Dennis Novak, zog es den 21-Jährigen für einige Tage nach Ibiza. Sonne tanken, den Kopf frei bekommen, für einige Momente nicht an Tennis denken. Thiems Akkus sind wieder aufgeladen, er fühlt sich bereit für die kommenden Aufgaben, mental und physisch. Ab Freitag greift der Niederösterreicher wieder wettkampfmäßig zum Schläger, im Daviscup trifft das ÖTV-Team in Kitzbühel auf die Niederlande.

Thiem führt die rot-weiß-rote Equipe als Nummer eins an, er verspürt Vorfreude, Druck ist ihm generell fremd. Dass in der Gamsstadt gespielt wird, soll nicht nur finanzielle Gründe haben. Thiem fühlt sich auf dem Kitzbüheler Center Court bekanntlich wohl, er kommt mit der Höhenlage und dem veränderten Ballabsprung gut zurecht.

Im Vorjahr erreichte er beim ATP-Turnier an Ort und Stelle sein erstes Finale, das er gegen den Belgier David Goffin verlor. Die Erinnerungen sind aber überwiegend positiv, die Nummer 28 der Weltrangliste hofft auf lautstarke Unterstützung von den Rängen, wenn er seinen zweiten Länderkampf bestreitet. Bei seiner Auswärtspremiere gegen die Slowakei im April 2014 verlor er Einzel und Doppel.

Allein unter Tausenden

Kapitän Stefan Koubek weilt seit Montag mit seinen Spielern in Kitzbühel, zusammen wird am Feinschliff für den Showdown gearbeitet. Gruppenintern könne Thiem als jüngstes Teammitglied nicht den Anführer mimen, diese Aufgabe obliegt dem 13 Jahre älteren Jürgen Melzer. Auf dem Platz aber erwartet sich Koubek von seiner Nummer eins einiges, die ersten Trainingseindrücke stimmen ihn positiv. „Er hat den Ball gut am Schläger“, sagt der Kärntner, der selbst 39 Spiele für Österreich bestritt und dabei eine 20:19-Siegbilanz vorzuweisen hat.


In der hohen Erwartungshaltung an den immer noch relativ unroutinierten Thiem sieht Koubek keine Gefahr. „Er ist Profi genug, hat schon öfters auf großen Plätzen gespielt“, erklärt der 38-Jährige, der aber auch klarstellt: „Draußen auf dem Platz bist du allein, da kann dir keiner helfen.“

Thiems Antreten gegen die Niederlande war lange Zeit ungewiss. Jahrelang lagen das Team Thiem rund um Vater Wolfgang und Trainer Günter Bresnik mit dem Verband im Clinch, nach Gesprächen mit ÖTV-Präsident Robert Groß kam es zum Umdenken. Der Verband machte Zugeständnisse, Bresnik wird im Rahmen seiner privaten Akademie in der Südstadt künftig heimische Talente zwischen acht und 14 Jahren coachen, im Gegenzug spielt Thiem Daviscup. Um Geld sei es laut Bresnik nie gegangen, vielmehr darum, „dass der Verband ordentliche Arbeit leistet“. Mit seiner Unterstützung scheint dies gewährleistet.

Der Wunsch jedes Kapitäns

Neben Thiem wird Österreich im Einzel durch Andreas Haider-Maurer vertreten. Seine in Wimbledon akut gewordenen Knieprobleme hat der 28-Jährige mit Therapien und Krafttraining in den Griff bekommen, „ich bin wieder topfit“, versicherte er. Das Doppel am Samstag werden Jürgen Melzer und Oliver Marach bestreiten. Letzterer sprang als Ersatz für den verletzten Alexander Peya ein. Marach war zuletzt 2013 Teil des Teams, als man in den Niederlanden ein empfindliches 0:5 hinnehmen musste. Seine kurzfristige Zusage ringt Koubek Respekt ab. „Er war schon in Italien, wollte einen Challenger spielen. Für den Daviscup hat er aber alles liegen und stehen gelassen. Für einen Kapitän ist das traumhaft, solche Spieler wünscht man sich.“

Der Sieger des Länderkampfes spielt im September um einen Platz in der Weltgruppe 2016. Erwartet wird ein Vergleich auf Augenhöhe, die Gäste stellen mit Robin Haase einen zweifachen Kitzbühel-Sieger, Doppel-Spezialist Jean-Julien Rojer reiste als aktueller Wimbledon-Sieger nach Tirol.

Daviscup Österreich-Niederlande

Österreich: Dominic Thiem, Andreas Haider-Maurer, Jürgen Melzer, Oliver Marach.

Niederlande: Robin Haase, Thiemo de Bakker, Jean-Julien Rojer, Jesse Huta Galung.
Karten sind bei Ö-Ticket (Tel.: 01/96096) erhältlich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2015)

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