Die Fahne weht, aber nicht der Wind der Freiheit

Die Öffnung Kubas steht erst am Anfang.

Erstmals seit bald 55 Jahren weht in Washington die weiß-blau-rote Fahne Kubas, und der Auflauf vor der Botschaft an der 16th Street in Sichtweite des Weißen Hauses war groß, als Außenminister Bruno Rodríguez Hof hielt. Rodríguez und US-Widerpart John Kerry können sich die überfällige Aussöhnung zwischen den Erzrivalen unter Vermittlung des Vatikan zum Teil auch auf ihre Fahnen schreiben.

Der Normalisierungsprozess zwischen Washington und Havanna läuft seit mehr als einem halben Jahr. Als Vorbedingung für die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen haben die USA Kuba von der Terrorliste gestrichen – nicht mehr als ein Routineakt. Die Aufhebung des US-Embargos wird indes wohl noch eine Weile auf sich warten lassen– zumal weder die Republikaner im Wahlkampfmodus zu größeren Konzessionen bereit sind, noch das Castro-Regime willens ist, seine Staatsdoktrin als Einheitspartei infrage zu stellen.

Demokratisierung, Liberalisierung, Öffnung jenseits kosmetischer Reformen: Danach sehnen sich die Kubaner im 57.Jahr der Revolution. Beim Gold-Cup in den USA sprangen jetzt mehrere kubanische Fußballnationalspieler ab, was für Havannas Image womöglich blamabler war als das 0:6-Debakel gegen die US-Boys. Sie haben ihre Chance zur Freiheit genutzt, ihrer Heimat aber läuft die Zeit davon.

thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2015)

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