Die PKK tötet zwei Polizisten als Racheakt für „für das Massaker in Suruç“. Sie wirft den Polizisten vor, mit den IS-Jihadisten kooperiert zu haben.
Wien/Ankara. Zwei Tage nach dem Terroranschlag in der südtürkischen Stadt Suruç nahe der syrischen Grenze haben die Behörden die Identität des Selbstmordattentäters veröffentlicht: Demnach handelt es sich um einen 20-jährigen Studenten und türkischen Staatsbürger, der laut seiner Mutter mehrere Monate „im Ausland“ verbracht hat, ehe er kürzlich in die Türkei zurückkehrte. Medienberichten zufolge soll er sich im vergangenen Jahr dem sogenannten Islamischen Staat (IS) angeschlossen haben. Bei dem Anschlag in Suruç starben 32 mehrheitlich junge Menschen, Dutzende wurden verletzt. Nach weiteren Beteiligten wird noch gefahndet.
Unterdessen wurden unweit der Stadt Suruç, in Ceylanpinar, zwei tote Polizisten in ihrer gemeinsamen Wohnung aufgefunden. Der militärische Arm der PKK, die Volksverteidigungskräfte (HPG), erklärte sich für die Ermordung der Männer verantwortlich. Die Tat wurde als „Rache für das Massaker in Suruç“ verübt, wie die HPG verkünden ließ. Sie warfen den Polizisten vor, mit den IS-Jihadisten kooperiert zu haben.
Friedensprozess in Gefahr?
Seit dem Attentat in Suruç herrschen chaotische Zustände in der Türkei, zumal sich im Süden des Landes, an der syrischen Grenze, die Front zwischen Türken und Kurden erneut verhärtet hat. Beobachter befürchten nun den Totalausfall des mühsam ausverhandelten Friedensprozesses mit der PKK. Eigentlich hatten beide Parteien einen Waffenstillstand vereinbart.
Am Mittwoch hat Ankara zeitweise auch Twitter blockiert. Als Grund wurde angegeben, dass Bilder der Toten und Verletzten des Anschlags in Suruç nicht mehr verbreitet werden sollen. Auch soll vermieden werden, dass Bürger in sozialen Medien zu Protesten gegen die Regierung aufrufen. Zwei Nächte in Folge kam es landesweit zu teils gewaltsamen Ausschreitungen, wobei die Demonstranten der Regierung vorwerfen, nicht genug gegen die akute Terrorgefahr zu unternehmen. Allein in der Nacht auf Mittwoch wurden ein Dutzend Demonstranten verhaftet. (duö)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2015)