„Save Our Science“ heißt die Plattform gegen den Ausstieg aus dem Kernforschungszentrum.
„SOS“: Unter diesem griffigen Akronym für „Save Our Science“ formieren sich österreichische Physiker – über den Fachausschuss Kern- und Teilchenphysik – gegen das von Wissenschaftsminister Johannes Hahn verkündete Vorhaben, die Mitgliedschaft Österreichs beim Europäischen Forschungszentrum CERN in Genf zu kündigen. Hahn will, wie berichtet, das Geld in andere Kooperationen mit internationalen Großforschungseinrichtungen umschichten.
Auf der unter sos.teilchen.at eingerichteten Homepage wird u.a. beklagt, dass „der Direktor des Österreichischen Institutes für Hochenergiephysik, Christian Fabjan, sowie alle betroffenen WissenschafterInnen in Österreich von dieser Entscheidung erst zwei Tage vor ihrer (und in den meisten Fällen sogar erst am Tage der) Veröffentlichung durch die Medien erfuhren“. Der Ausstieg sei eine „historische Fehlentscheidung“, die gestoppt werden müsse, bevor „irreparabler Schaden an Österreichs internationaler Reputation als Land der Hochtechnologie und modernen Forschung“ entstehe.
„Blamage“, „Katastrophe“
Als Spin-offs des CERN für Österreich nennen sie das Rechenwerk „Computing GRID Austria“ und das Krebsforschungszentrum „Med Austron“. Weiters sei nicht nur das Institut für Hochenergiephysik der Akademie der Wissenschaften in die Arbeiten am CERN involviert, auch andere Institute seien in „intensiver Zusammenarbeit mit dem CERN“. Genannt werden die Institute für Theoretische Physik der Uni Wien und der TU Wien und das Institut für Astro- und Teilchenphysik der Uni Innsbruck. Zu Wort melden sich auf sos.teilchen.at etliche heimische Physikgrößen, darunter Walter Kutschera („Schäme mich für Österreich“), Herbert Pietschmann, Helmut Rauch („Unabsehbare Blamage“), Walter Thirring („Katastrophe“).
Zu starken Worten greift auch Martin Graf, Dritter Nationalratspräsident und Wissenschaftssprecher der FPÖ, einst (umstrittener) Prokurist der Austrian Research Centers in Seibersdorf: Hahn verhindere „mit Gewalt österreichische Forschungserfolge“; der Schritt sei „geradezu grotesk“, degradiere Österreich zur forschungspolitischen Bananenrepublik.
Minister Hahn erläuterte am Montagnachmittag der CERN-Spitze die Gründe für Österreichs Ausstieg. Vereinbart wurden weiter Gespräche auf Expertenebene, um die „legitimen Interessen seitens Österreichs, aber auch seitens des CERN zu wahren“, hieß es.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2009)