Wohnen im Pop-up-Studentenheim

Container Studentenheim Aspern
Container Studentenheim AspernbeF2 Architekten
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Damit brachliegende Grundstücke bis zur Entwicklung nicht ungenutzt bleiben, werden temporäre Studentenheime in Aspern errichtet. Bald ziehen die ersten Mieter ein.

Wien. In wenigen Wochen eröffnet Wiens erstes Pop-up-Studentenheim – und es gibt sogar noch Plätze. In der Seestadt Aspern sind noch viele Flächen frei – es kann aber nicht überall gleichzeitig gebaut werden. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Grundstücke bis zur Verwertung ungenutzt bleiben müssen. Darum werden nun ab September zwei temporäre Studentenheime aus Schiffscontainern und Holzfertigteilen errichtet, die man jederzeit wieder abbauen und anderswo hinstellen kann.

Im Herbst wird das erste der beiden Projekte umgesetzt: Die PopUp Dorms aus Holz wurden bereits fertig produziert und liegen in Schwanenstadt in Oberösterreich zum Verladen bereit. Im September werden die Holzboxen dann in der Donaustadt aufgebaut, mit Semesterbeginn im Oktober sollen die ersten 40 Studenten hier wohnen. „Es ist ein bisschen wie Lego spielen. Du baust es zusammen, kannst es leicht auseinandernehmen, bei Bedarf erweitern oder verändern“, sagt Markus Fischer vom Architekturbüro F2 aus Schwanenstadt, das das Studentenheim entworfen hat. Angelehnt ist die Architektur des Hauses an die seiner Heimat: Die zehn Boxen auf zwei Geschoßen sind wie ein Vierkanthof angeordnet. Ein Modul ist jeweils 75 Quadratmeter groß und soll Zuhause für vier Menschen sein. Jeder hat ein eigenes Zimmer, das rund 14Quadratmeter groß ist, dazu gibt es einen Gemeinschaftsraum, eine Küche und zwei Bäder mit Toiletten. Der Hof des Vierkantheims ist überdacht und als großer Party- und Gemeinschaftsraum gedacht. Fischer hatte die Idee zu einem solchen Haus, als er selbst noch Student war: „Wer weiß schon, was in ein paar Jahren ist, wo man ist. Wir wollten ein Haus entwickeln, das man wie in einem Koffer mitnehmen kann. Man mietet ein Grundstück, stellt es hin, und wenn man weiterwill, nimmt man es mit.“ Vorerst soll der Holzvierkanthof einmal die nächsten fünf Jahre in Aspern stehen – mit Aussicht auf Verlängerung, je nachdem, wie die Baupläne im Stadtentwicklungsgebiet über der Donau vorangehen.

Mit März soll dann auch der zweite Teil der PopUp Dorms stehen. Die in Stuttgart lebende österreichische Architektin Sigrid Hintersteininger hat ausrangierte Schiffscontainer umdesignt, isoliert und innen ausgebaut – eine Idee, die auch schon in Berlin umgesetzt wurde. Jeder Container ist 18,28 Quadratmeter groß und eine kleine Wohnung für eine Person. Die Stirnseite wurde verglast, dazu ist jede Wohnung natürlich mit Klo, Bad und einer kleinen Küche ausgestattet – und sogar mit so etwas wie einem Balkon. Die 40 Elemente sollen zu zwei Stockwerken aufeinandergestapelt werden, Laubengänge sollen ein „Balkongefühl“ vor der Haustüre vermitteln. Da es in einem richtigen Studentenheim auch Platz zum Feiern geben muss, gibt es einen großen Gemeinschafts- und Partycontainer.

Günstige Mieten

Die temporären Studentenheime haben einerseits den Vorteil, dass Grundstücke eben nicht brachliegen – andererseits sind die Mietpreise durch die geringen Errichtungskosten vergleichsweise niedrig. Ein Zimmer kostet weniger als 400 Euro all-inclusive. Vermietet werden die Container jeweils zur Hälfte vom Österreichischen Austauschdienst (ÖAD) und Home4students. Der ÖAD vermietet nur an internationale Studierende, darum sind die Zimmer mit Bettwäsche, Besteck und Geschirr ausgestattet. Ein paar Zimmer sind noch frei, Anmeldungen bei den Betreibern noch möglich.

AUF EINEN BLICK

Wohnen auf Zeit. In Wien liegen etliche Grundstücke brach, weil sie noch nicht entwickelt wurden – so auch in Aspern. Damit sie nicht ungenutzt bleiben, und da in einer wachsenden Stadt Wohnraum dringend gebraucht wird, entstehen nun in der Donaustadt zwei temporäre Studentenwohnheime. Das eine besteht aus recycelten Schiffscontainern, das andere aus Holzboxen. Die Fertigteile können schnell auf- und wieder abgebaut, bei Bedarf erweitert oder umgesiedelt werden.

Vorerst sollen die beiden Projekte dort für die nächsten fünf Jahre stehen – mit Aussicht auf Verlängerung.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2015)

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