CERN-Direktor nach Gespräch mit Hahn "überrascht"

ARCHIVBILD: CERN
APA (Martial Trezzini/keystone)
  • Drucken

Die Entscheidung Österreichs, beim CERN auszusteigen, erstaunt den Leiter der Organisation. Gerade jetzt würden viele Länder beitreten wollen. Experten sollen über die Zukunft Österreichs und des CERN beraten.

Der Generaldirektor der Europäischen Organisation für Kernforschung CERN, Rolf-Dieter Heuer, zeigte sich Montagnachmittag nach einem Gespräch mit Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) erstaunt über die Entscheidung Österreichs, aus dem CERN auszutreten. "Ich bin doch etwas überrascht über diesen Austritt, weil gerade im Moment viele Länder ihr Interesse bekunden, beizutreten", sagte Heuer. Bei dem Treffen, das von beiden Seiten als "konstruktiv" bezeichnet wurde, wurden weitere Gespräche auf Expertenebene vereinbart.

Austritt mit Ende 2010

Hahn hatte vergangene Woche den Austritt aus dem CERN mit Ende des Jahres 2010 verkündet. Die damit eingesparten Beiträge Österreichs zum CERN in Höhe von rund 20 Millionen Euro pro Jahr sollen unter anderem für das Budget des Wissenschaftsfonds FWF und Beteiligungen an anderen geplanten internationalen Forschungseinrichtungen genutzt werden.

Beiderseitige Interessen wahren

Diese Beweggründe erläuterte Hahn in dem Gespräch, an dem auch die CERN-"Außenministerin", die aus Österreich stammende Physikerin Felicitas Pauss, teilnahm. Ziel der nun folgenden Gespräche auf Expertenebene sei es, "die legitimen Interessen seitens Österreichs, aber auch seitens des CERN zu wahren", heißt es aus dem Wissenschaftsministerium. Seitens des Ressorts wird betont, dass man jenen österreichischen Wissenschaftern eine Perspektive und Sicherheit bieten wolle, die über die Akademie der Wissenschaft (ÖAW) am CERN beschäftigt sind.

Weitere Gespräche vereinbart

Für Heuer ist es wichtig, dass man in diesem Stadium konstruktiv aufeinander zugeht. Er hofft, dass die Expertengespräche ab nächster Woche geführt werden, "um zu sehen, wie man zu einem für beide Seiten befriedigenden Modus vivendi kommen könnte". Wie ein solcher aussehen könnte, wisse er auch nicht. Skeptisch zeigte er sich über die von Österreich ins Spiel gebrachten Möglichkeiten einer abgestuften Mitgliedschaft für ein europäisches Land, etwa als assoziiertes Mitglied. "Da weiß ich nicht, wie das aussehen könnte."

Entscheidungen erst Ende Juni

Im Endeffekt sei dies aber nicht eine Entscheidung des CERN-Managements, sondern des CERN-Rates, in dem Vertreter der Mitgliedsländer sitzen. Sein Ziel sei es, bis zur nächsten Ratssitzung in der dritten Juni-Woche dem Gremium mehrere Möglichkeiten vorzulegen.

(APA)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.