Traglufthallen für Asylwerber? Länder lehnen Vorschlag ab

Traglufthallen für Asylwerber? Länder lehnen Vorschlag ab
Traglufthallen für Asylwerber? Länder lehnen Vorschlag abAPA/HERBERT P. OCZERET
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Ministerin Mikl-Leitner empfiehlt die Aufstellung von Traglufthallen. Aus Wien kommt eine klare Absage, auch die anderen Länder reagieren wenig begeistert.

In Österreich werden Asylwerber wohl nicht so bald in Traglufthallen untergebracht. Die Bundesländer reagieren auf diese Empfehlung von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sehr zurückhaltend. Wien äußert sich klar ablehnend, die meisten anderen Länder beschränken sich auf die Auskunft, man prüfe erst einmal - und bevorzuge eigentlich Container.

Mikl-Leitner hatte am Mittwoch gemeinsam mit dem bayrischen Amtskollegen Joachim Herrmann (CSU) eine solche Traglufthalle besichtigt - und sie den Bundesländern gleich als "sehr gute Alternative zu festen Quartieren" empfohlen. Im bayrischen Taufkirchen wurde das mobile kuppelartige Quartier Ende Juli errichtet, es soll 300 Flüchtlingen als Notunterkunft dienen. Bei der Besichtigung waren auch Vertreter aus Wien, Salzburg und dem Burgenland dabei.

In der Bundeshauptstadt ist man dennoch nicht überzeugt: "Wien lehnt die Unterbringung von Menschen in Zelten und Traglufthallen ab", erteilte Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) der Idee eine Absage. Die Stadt erfülle die Quote und betreue ihre 10.000 Flüchtlinge zu über 80 Prozent in Privatquartieren: "Dort ist eine besonders umfassende und intensive Betreuung möglich. Großquartiere lehnt Wien ab", so Wehsely.

Kärnten setze derzeit alles daran, feste Unterkünfte zu finden, betonte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). "Außerdem muss man ja im Hinterkopf haben, dass das Innenministerium schon Container angekauft hat." Trotzdem seien alle Maßnahmen zu begrüßen, mit denen für eine verbesserte Unterbringung der Flüchtlinge gesorgt werden kann.

Oberösterreich: "Setzen auf Wohncontainer"

Auch in Oberösterreich sind vorerst keine Hallen geplant: "Wir setzen auf Lösungen mit Wohncontainern", so die zuständige Landesrätin Gertraud Jahn (SPÖ). Ihr Ziel sei es, möglichst auf alle Gemeinden verteilt Quartiere in überschaubaren Größen zu schaffen. Dafür würden alle Vorbereitungen laufen. "Wir gehen davon aus, dass wir dadurch ausreichend Quartierplätze schaffen."

Im Burgenland werde von der zuständigen Fachabteilung geprüft, ob sich Traglufthallen eignen. Allerdings beruhe das Flüchtlingskonzept auf der Unterbringung in kleinen Einheiten - und alleine daher ließen sich die Hallen eher schwierig umsetzen, betonte der Sprecher des zuständigen SPÖ-Landesrates Norbert Darabos, Josef Newertal. Ein Nachteil wäre zudem die Vorlaufzeit von mehreren Monaten wegen langer Lieferzeiten. Bis zur endgültigen Entscheidung, "ob das für uns geeignet ist oder nicht", werde es noch dauern.

Vorarlberg sieht in den Hallen nach derzeitigem Stand keine Lösung. Landesrat Erich Schwärzler (ÖVP) schloss sie aber nicht komplett aus: "Ich weiß nicht, was in einem Jahr ist." Erste Option des Landes sei es, Asylwerber in bestehenden Gebäuden unterzubringen. "Das ist nicht einfach", gab Schwärzler zu, zeigte sich aber optimistisch dieses Ziel zu erreichen. Zelte käme jedenfalls nicht infrage, aber der Landesrat räumte ein, dass man derzeit die Möglichkeit von Containern prüfe.

Noch am positivsten äußerte sich Salzburg: Dort hält man die Hallen mit luftdichter Hülle für eine "interessante Idee, die wir uns anschauen werden". Allerdings sei das nur eine von mehreren Lösungen: "Wir favorisieren die Holzbauweise, auch Container werden kommen. Wir geben auf jeden Fall Gebäuden, die sich im Ganzen nutzen lassen, den Vorzug", hieß es im Büro von Asyl-Landesrätin Martina Berthold (Grüne). Außerdem müsse geklärt werden, wer für die Anschaffung der Hallen aufkommt.

Bertholds Parteikollegin in Tirol, Landesrätin Christine Baur, sieht "im nächsten Augenblick" zwar keinen Bedarf in Tirol. Aber sie halte es für sinnvoll, solch neue Quartiermöglichkeiten in Betracht zu ziehen - zumal die Hallen ja vielleicht auch in Katastrophenfällen verwendet werden könnten. "Wir müssen uns das erst einmal anschauen und durch den Kopf gehen lassen", sagte Baur, die - wie andere auch - schon Unterlagen bekommen hat. Unter anderem gehe es darum, sich zu informieren, was die mobilen Quartiere kosten und was sie aushalten.

In Niederösterreich wollte man die in Bayern besichtigte Quartiervariante unter Hinweis darauf, dass man bei der Fact-Finding-Mission nicht dabei gewesen sei, nicht kommentieren. Über die Aufstellung von Traglufthallen entscheide die Innenministerin, eine entsprechende Anfrage an das Land sei noch nicht eingegangen, hieß es aus dem Büro von Landesrat Maurice Androsch (SPÖ).

(APA)

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