Wie Wiens Dächer die Stadt kühlen könnten

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Die Reflexion von Gebäuden beeinflusst die Hitze der Stadt, zeigt eine aktuelle Studie. Wien könnte bis zu 30 Prozent der Hitzetage "einsparen".

Neue Wege gegen die Hitze in der Stadt: Würden die Dächer Wiens mit mehr reflektierenden Materialien ausgestattet, würde die Anzahl der Hitzetage in der Stadt deutlich zurückgehen. Das geht aus einer (noch laufenden) Studie hervor.

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und Joanneum Research Graz untersuchen noch bis Oktober in dem Stadtklima-Projekt "Kelvin" für Wien, wie sich Abstrahlungseigenschaften von Gebäuden, Fassaden und Dachflächen auf die Hitzebelastung und den Energieverbrauch auswirken. "Eine vollständige Nutzung der städtebaulichen Möglichkeiten in diesem Bereich könnte die Zahl der Tage über 30 Grad Celsius um bis zu 29 Prozent reduzieren", hieß es am Freitag in einer Aussendung der ZAMG.

50 Prozent mehr Hitzetage

In Wien hat in den vergangenen Jahrzehnten die Zahl der Tage mit mehr als 30 Grad laut ZAMG um rund 50 Prozent zugenommen. Berechnungen mit Klimamodellen lassen bis zum Jahr 2100 einen weiteren deutlichen Anstieg erwarten. In Städten wird es durch die Verbauung nicht nur tagsüber oft wärmer als in ländlichen Gebieten, es bleibt bei Hitzewellen auch in den Nächten extrem warm.

Für das Projekt haben die Forscher die sogenannte Albedo gemessen. Sie gibt an, wie viel Sonnenstrahlung von Oberflächen reflektiert wird und damit nicht zu Erwärmung beiträgt. So reflektieren weiße Dachflächen einen Großteil der Sonnenstrahlung und erwärmen sich nicht so stark. Dunkle Flächen dagegen haben eine geringe Albedo. Sie reflektieren nur wenig, nehmen viel Sonnenstrahlung auf und erwärmen sich stärker.

Auch begrünte Dächer kühlen

Die Albedo-Werte wurden mithilfe von Satellitendaten ermittelt. Anschließend wurden mit einem speziellen Stadtklimamodell Simulationen unter verschiedenen Annahmen durchgeführt. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Effekte der Klimaerwärmung durch Maßnahmen im Städtebau deutlich gemildert werden könnten, erklärte ZAMG-Expertin Maja Zuvela-Aloise.

Begrünte Dächer haben im Vergleich mit weißen Flächen zwar eine relativ geringe Albedo und reflektieren daher weniger Sonnenstrahlung, wirken aber trotzdem kühlend. Denn die Feuchtigkeit der Pflanzen entzieht beim Verdunsten der Umgebung Wärme. Gemäß Gründachpotenzialkataster der Stadt sind rund 45 Prozent der Dachflächen Wiens für Begrünung geeignet. Derzeit sind nur zwei Prozent der Dachflächen begrünt.

Klimaanlagen steigern Stromverbrauch um drei Prozent

Weniger Hitze bedeutet auch massive Energieeinsparungen: Die Untersuchungen von Joanneum Research zeigen, dass in Österreich bei Temperaturen über 30 Grad der Stromverbrauch drei Prozent höher ist als an Tagen mit einem Temperatur-Maximum unter 25 Grad. Für Wien würde eine Reduktion der Hitzetage um rund 30 Prozent eine Stromeinsparung von einigen hundert Megawattstunden pro Jahr bedeuten.

(Projektwebsite KELVIN: www.hausderzukunft.at/results.html/id7897 Stadt Wien Gründachpotenzialkataster: www.wien.gv.at/umweltgut/public/grafik.aspx?ThemePage=10#t)

(APA)

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