Die älteste Pizzeria Wiens: Das Il Mare feiert seinen 40er

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Pasquale Tavella serviert seit 1975 in der Zieglergasse Pizza und Bistecca Fiorentina. Nicht nur Wiener Promis wissen das zu schätzen.

Catherine Deneuve, Michael Haneke, Falco, Eros Ramazzotti, Gottfried Helnwein, Toni Polster, Stermann und Grissemann, Hubert von Goisern, Wolfgang Böck, Chris Lohner, Steffen Hofmann, aber auch Michael Häupl oder Werner Faymann. Sie alle gehen – oder gingen – bei Pasquale Tavella ein und aus. Seit 40 Jahren betreibt er die Pizzeria Il Mare in der Zieglergasse im siebten Wiener Bezirk. Tavella ist stolz darauf, die erste und älteste Pizzeria Wiens zu führen.

Warum so viele Promis zu seinen Gästen – teilweise auch Stammgästen – zählen, kann er nicht genau sagen. „Zuerst war es ein Studentenlokal, und aus den Studenten ist etwas geworden. Ich bin selbst ein Künstlerfan und in einer Künstlerfamilie aufgewachsen, vielleicht spüren das die Gäste“, sagt er in Hinblick auf die vielen Schauspieler, die ihn und seine Familie – Ehefrau Christa und Tochter Grazia sind ebenfalls im Lokal – gern aufsuchen.

Tavella ist der Liebe wegen nach Wien gekommen. „Dann habe ich im Stadtkrug gearbeitet. Ich wollte aber lieber in einer richtigen Pizzeria arbeiten, wie daheim. Aber es gab keine.“ Also hat er einfach selbst eine eröffnet: am 4.September 1975. Dass er sich in der Zieglergasse niedergelassen hat, war Zufall. „Ich wusste gar nicht, dass die Mariahilfer Straße in der Nähe ist. Ich bin bei der ersten Besichtigung von der Burggasse gekommen.“

Bis heute hat er das Restaurant ein paar Mal vergrößert, optisch aber kaum verändert. Der Holzofen, in dem nicht nur Pizza, sondern auch seine berühmte Bistecca Fiorentina (T-Bone-Steak auf Toskanisch) gemacht wird, steht heute noch. An den Wänden hängen die Fotos seiner prominenten Gäste. „Begonnen habe ich mit neapolitanischer Pizza, bin dann aber nach ein paar Jahren auf die italienische umgestiegen. Kennen Sie den Unterschied?“, fragt Tavella und beginnt, ohne eine Antwort abzuwarten, zu erklären: Bei der Neapolitanischen ist der Teig weich und flaumig, die Pizza nur ganz wenig belegt, während die Italienische mit dünnem, knusprigem Teig und etwas mehr Belag serviert wird. Er ist auf die italienische Variante umgestiegen, weil „die Wienerinnen nicht dick werden wollen. Das ist ja fast Diätessen, das ich hier serviere.“

Die Liebe der Wiener zu Italien

Von Anfang an sei sein Lokal gut aufgenommen worden. „Die Leute haben durch Urlaube am Meer gewusst, was Pizza ist. Nicht so wie heute, wo manche glauben, sie muss besonders groß sein, mit viel Oregano und Knoblauch.“

Von 1977 bis 1986 hat er ein zweites Lokal betrieben, die Trattoria de Pasquale in der Neustiftgasse, das schnell zum Künstlertreff wurde. In den 1980ern hat er sich dann aber für ein Lokal, das erste, entschieden. Bis heute laufe es gut. „Den Wienern ist die italienische Küche wichtiger als die eigene.“

Seit drei Monaten ist Tavella in Pension. „Aber der Beruf ist eine Leidenschaft, und mit der mache ich weiter.“ Eine Jubiläumsfeier wird es nicht geben. „Ich kann nicht alle einladen. Da müsste ich die Mariahilfer Straße sperren. Da ärgern sich nur die Gäste, dass sie keinen Platz haben.“ Nein, das wolle er nicht. Aber er möchte noch etwas loswerden: „Es ist ein Privileg für mich, in dieser schönen Stadt ein Restaurant zu haben“, sagt er, verabschiedet sich und wirft einen Blick in das Reservierungsbuch. Es ist wie immer gut gefüllt.

ZUR PERSON

Pasquale Tavella kam 1973 der Liebe wegen von Italien (Südtirol) nach Wien. Zwei Jahre später, am 4. September 1975, gründete er die erste Pizzeria Wiens: Il Mare in der Zieglergasse 15, in Wien Neubau. Das einfache Lokal hat sich schnell zu einem Treffpunkt Wiener Schauspieler, Künstler, aber auch Politiker entwickelt. Von 1977 bis 1986 hat Tavella auch die Trattoria de Pasquale in der Neustiftgasse betrieben. Tavella führt das Il Mare gemeinsam mit seiner Ehefrau, Christa, und der gemeinsamen Tochter, Grazia. www.ilmare.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2015)

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