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Italiens Flüchtlings-Aufnahmesystem vor dem Kollaps

Der Flüchtlingsstrom auch über das Mittelmeer nach Italien reißt nicht ab.
Der Flüchtlingsstrom auch über das Mittelmeer nach Italien reißt nicht ab.(c) APA/EPA/ITALIAN NAVY PRESS OFFIC
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Die Regierung sucht nach 20.000 Unterkünften, doch Bürgermeister in Norditalien wehren sich. Heuer sind 200.000 Neuankünfte prognostiziert.

Auch wenn in Österreich die Aufmerksamkeit auf jene Flüchtlinge gerichtet ist, die über die Landroute und den Balkan reisen - die Flüchtlingswelle aus Nordafrika lässt ebensowenig nach und Italien befürchtet einen Kollaps seines Aufnahmesystem. In den ersten acht Monaten 2015 trafen 116.127 Migranten in Italien ein, davon sind 94.347 in Flüchtlingseinrichtungen untergebracht. Auch 10.000 unbegleitete Minderjährige würden zurzeit versorgt, teilte das Innenministerium mit.

Die Regierung in Rom macht Druck auf die norditalienischen Regionen, damit sie mehr Migranten aufnehmen. 20.000 Unterkünfte für die Flüchtlinge, die zuletzt in Süditalien gelandet sind, müsse das Innenministerium auftreiben, berichtete die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" am Dienstag.

Bürgermeister wehren sich

Der Streit, wie die Bootsflüchtlinge, die von Marineschiffen zu hunderten Tag für Tag in Süditalien an Land gebracht werden, innerhalb Italiens verteilt werden sollen, wird immer hitziger. Eine Gruppe von Bürgermeistern in der norditalienischen Region Venetien unterzeichneten ein Dokument, in dem sie versicherten, dass sie keine Flüchtlinge aufnehmen wollen. Auf Sizilien sind derzeit 15 Prozent aller Migranten untergebracht, in der Lombardei 13 Prozent und im Latium mit der Hauptstadt Rom sind es neun Prozent. In Trentino Südtirol halten sich zurzeit 1442 Flüchtlinge auf, in Friaul-julisch Venetien sind es 2644 und im Venetien 6357, wie aus den Angaben des Innenministeriums hervorgeht.

Bis Jahresende rechnet Italien, dass 200.000 Flüchtlinge eintreffen werden, so viele wie im Vorjahr. Flüchtlingslager sollen unter anderem in leeren Kasernen, Turnhallen, oder Schulen eingerichtet werden. Auch in Hotels, auf Campingplätzen und in Feriendörfern sollen Flüchtlinge nach Ende des Sommers untergebracht werden.

"Hot-Spots" plus Quote

Italien drängt in Brüssel indes weiter auf eine stärkere Verteilung der Flüchtlinge unter den EU-Mitgliedsstaaten. Rom knüpft die Errichtung von "Hot-Spots" an eine verpflichtende Verteilungsquote. Die Regierung stellt sich gegen eine Identifizierung von Asylwerbern unter europäischer Aufsicht, solange die Umverteilung von 40.000 Flüchtlingen aus Italien und Griechenland auf andere EU-Staaten noch nicht verpflichtend beschlossen wurde.

Europas Staats- und Regierungschefs hatten sich Ende Juni geeinigt, über zwei Jahre insgesamt 60.000 Flüchtlinge auf alle EU-Staaten zu verteilen - allerdings nur auf freiwilliger Basis und nicht über verpflichtende Quoten, wie dies die EU-Kommission vorgeschlagen hatte. Daraufhin erklärten sich die EU-Staaten bereit, mehr als 20.000 Flüchtlinge aus den Herkunftsländern (Stichwort: Resettlement) aufzunehmen. Bei weitem nicht genug Zusagen fanden sich jedoch für die Umverteilung von 40.000 Flüchtlingen, die sich bereits in den Mittelmeerländern Italien und Griechenland befinden.

(APA)