Die Salzburger Festspiele haben es neuerlich versäumt, sich zu verjüngen. Der 61-jährige Alexander Pereira ist dennoch eine gute Wahl.
Wenn in den Achtzigern ein jüngerer Mann die Konzerthaus-Bühne erklomm, um irgendetwas anzukündigen, raunte es: Was für ein Wichtigtuer! Aus nobler Wiener Familie, gescheit, tüchtig, ja, das ist er, der Alexander Pereira. Aber ein ehemaliger Olivetti-Manager als Konzerthaus-Generalsekretär? Höhere Weihen? Nein. Zu jung, zu unerfahren. So hieß es. Pereira ging nach Zürich, polierte das dortige Opernhaus und etablierte Franz Welser-Möst als Operndirigenten. Auch bei Möst hieß es ständig: Zu jung. Möst wird nun Generalmusikdirektor der Staatsoper, Pereira Intendant der Salzburger Festspiele.
Mit 61. Zu alt, heißt es jetzt. Dafür wankt ein anderer begabter „Junger“ bleich vom Platz: der Pianist und höchst erfolgreiche Festspiel-Konzertdirektor Markus Hinterhäuser. Auch er wurde als zu jung befunden – für die Intendanz. Hoffentlich sucht der 51-Jährige jetzt nicht seinen Ruhm woanders. Bei der Kür von Festspielchefs geht es meist lächerlich zu. Diesmal ist aber trotzdem etwas Gescheites herausgekommen: Zwar wurde die Verjüngung versäumt. Aber: Pereira will und kann die qualitativ schwankenden Festspiele retten, die Käufer der teuersten Karten wegen des Antikorruptionsgesetzes verlieren. Und Pereira wird, anders als mancher seiner Vorgänger, jene Menschen, die sich die Festspiele nicht leisten können, sie aber trotzdem als Steuerzahler finanzieren, mit Attacken, das Festival sei mies und marginal (wozu brauchen wir es dann?), verschonen. Hoffentlich.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2009)