Elizabeth II. stellt britischen Regentschaftsrekord auf

Elizabeth II.
Elizabeth II. APA/EPA (HUGO RITTSON THOMAS)
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Unerschütterliche Pflichterfüllung seit 23.226 Tagen - Königin Elizabeth II. ist die britische Herrscherin mit der längsten Regentschaft.

Vermutlich verschläft Elizabeth II. den Moment einfach: Am Mittwoch gegen 05.30 Uhr wird die 89-Jährige die britische Herrscherin mit der längsten Regentschaft. 23.226 Tage, 16 Stunden und 30 Minuten wird Elizabeth II. dann Königin sein - und damit auch ihre Ururgroßmutter Queen Victoria überholt haben.

"Sie ist schon so lange auf dem Thron, man kann sich das Land ohne sie gar nicht vorstellen", sagt die Wissenschaftlerin Judith Rowbotham. "Denkt man an Großbritannien, denkt man automatisch auch an sie."

Auf die Minute genau lässt sich nicht sagen, wann Elizabeth II. die dienstälteste britische Monarchin aller Zeiten wird. Denn es ist nicht überliefert, wann genau ihr Vater König George im Februar 1952 im Schlaf starb - und seine Tochter "Lilibet" über Nacht zur Königin machte.

Eisenbahn-Termin

Groß feiern wird die Königin den neuen Meilenstein ihrer langen Regentschaft nicht. Für Mittwoch steht ein ganz normaler Besuchstermin auf dem Programm, diesmal geht es um die Eröffnung einer Eisenbahnstrecke in Schottland. Sicherlich wird Elizabeth II. - wie schon tausende Male zuvor - höflich-reserviert und ohne sichtbare Gefühlsregung ihrer Pflicht nachkommen.

Diese unerschütterliche Pflichterfüllung ist das Markenzeichen von Elizabeth II. Bereits 1947 in einer Rede zu ihrem 21. Geburtstag versprach sie den Briten: "Mein ganzes Leben, sei es kurz oder lang, werde ich in Euren Dienst stellen." An dieses Versprechen hat sie sich gehalten. "Die Queen ist das Beispiel schlechthin für unanfechtbare Integrität", sagt der Historiker David Starkey. Die Königin habe ihre Rolle immer mit Würde ausgefüllt. "In der heutigen gefühlsduseligen Zeit hat sie sich einen zurückhaltenden, altehrwürdigen Stil bewahrt."

Diese Zurückhaltung war wohl auch durch die Umstände bedingt. Unter Queen Victoria, die zwischen 1837 und 1901 für 63 Jahre und 216 Tage herrschte, erlebte das britische Empire seine Blütezeit. Die Regentschaft von Elizabeth II. dagegen war unter anderem geprägt vom Zerfall des britischen Weltreichs, dem wirtschaftlichen Kollaps sowie von dem blutigen Unabhängigkeitskampf der nordirischen Untergrundorganisation IRA.

Die liebe Familie

Privat lief es ebenfalls oft nicht rund. Ihr Sohn Prinz Charles beschwerte sich einmal bitterlich darüber, dass er von seiner Mutter nie wirkliche Zuneigung erfahren und eine "elende Kindheit" erlebt habe. Doch nicht nur Charles hätte sich mehr Liebe gewünscht, auch den Briten war ihre Monarchin oft zu steif. "Zeigen Sie mehr Gefühl", forderte das Volk beispielsweise von seiner Regentin, als diese 1997 äußerlich ungerührt den Tod ihrer Ex-Schwiegertochter Prinzessin Diana hinnahm.

Damals war das Königshaus auf dem Tiefpunkt angelangt. Mit der ihr eigenen Beharrlichkeit und mithilfe der jüngeren Generation ihrer Familie hat Elizabeth II. die Wende geschafft. Viele Briten stimmen heute Prinz William zu, der im Vorwort einer neuen Biografie seine Großmutter "als Vorbild fürs Leben" preist. "Immer und immer wieder, leise und bescheiden, hat die Königin uns allen gezeigt, dass wir zuversichtlich in die Zukunft gehen können - ohne die Dinge zu verraten, die uns wichtig sind", schreibt die Nummer Zwei der Thronfolge.

Inzwischen gibt es mit dem kleinen Prinz George, dem Kind von William und seiner Frau Kate, sogar schon einen Thron-Aspiranten der dritten Generation - das hat kaum ein Königshaus zu bieten. Ein entscheidender Grund ist natürlich das hohe Alter von Elizabeth II.: Mit ihren 89 Jahren hält sie den Altersrekord unter allen amtierenden Monarchen. Den weltweiten Amtszeitrekord aber wird sie auch am Mittwoch nicht erringen. Den hält der thailändische König Bhumibol. Der 87-Jährige bestieg bereits 1946 den Thron.

(APA/AFP)

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