Burkina Faso: Militärjunta vor einem schnellen Ende

BURKINA FASO COUP
BURKINA FASO COUP(c) APA/EPA/AHMED YEMPABOU (AHMED YEMPABOU)
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Putsch-Führer Diendéré schien gegen politische Konzessionen zur Aufgabe bereit, die Gefahr für eine militärische Konfrontation war aber noch nicht gebannt. Alles hing von einer Krisensitzung im nigerianischen Abuja ab.

Wien/Ouagadougou. Fünf Tage nach der Machtergreifung in Burkina Faso schien die Junta am Ende, und Putschistenführer Gilbert Diendéré war nur noch darauf bedacht, auf Zeit zu spielen. Ein erstes Ultimatum für seinen Rücktritt ließ er am Dienstag zwar verstreichen, aber das Schicksal der kurzlebigen Militärregierung war besiegelt, nachdem die Armee in der Nacht auf Dienstag in einer Demonstration der Stärke in die Hauptstadt Ouagadougou eingerückt war. Hunderte Putschisten, allesamt Mitglieder der 1200 Mann zählenden Präsidentengarde, gingen noch über Nacht von der Fahne.

In den Straßen Ouagadougous spielten sich etwas voreilig bereits Jubelszenen ab: Die einen intonierten die Nationalhymne, die anderen skandierten – in Erinnerung an die Revolution in Kuba – patriotische Parolen à la „Heimat oder Tod“. Hunderte zogen vor die Residenz eines traditionellen Stammesführers, um den Rücktritt Diendérés zu fordern. Auch François Hollande, der Präsident der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich, drängte den General zum Rückzug.

Doch am Dienstag leerten sich die Straßen in der Hauptstadt, es lag Spannung in der Luft. Die Gefahr einer militärischen Konfrontation zwischen dem Rest der Präsidentengarde und loyalen Armee-Einheiten war noch nicht gebannt. Der Putschistenführer schielte derweil nach Abuja: In Nigerias Hauptstadt kamen die Staats- und Regierungschefs der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) zu einer Krisensitzung zusammen, bei der sie einen Kompromiss für eine friedliche Lösung absegnen sollten.

Macky Sall, Senegals Präsident, hatte am Wochenende in Ouagadougou einen Deal ausgehandelt: Er garantierte den Putschisten Amnestie sowie die Kandidatur ihrer Parteigänger für die Parlaments- und Präsidentenwahlen. Der Putsch erzwang die Verlegung der Wahl vom Oktober in den November. Wie viele lehnt Übergangspräsident Michel Kafando die Konzessionen indes kategorisch ab.

Entschuldigung für Militärcoup

Putsch-Führer Gilbert Diendéré hatte wichtige Vorleistungen für eine Rückkehr zur Normalisierung erbracht: Er entließ sowohl den Interimspräsidenten Kafando wie auch Premier Zida aus dem Hausarrest, und er bat das Volk um Entschuldigung für den Militärcoup in der Vorwoche. Die Elitetruppe der Präsidentengarde hatte eine Kabinettssitzung im Präsidentenpalast gestürmt, die Führung inhaftiert, für abgesetzt erklärt und Diendéré drei Wochen vor der Wahl als starken Mann installiert. Die Putschisten wollten einem Beschluss der Regierung zuvorkommen, die sich gerade anschickte, die Präsidentengarde aufzulösen und ein Verbot für die Kandidatur von Anhängern des Ancien Régime bei den Wahlen zu verhängen. Vor einem Jahr hatte ein Volksaufstand das Regime des Blaise Compaoré nach 27 Jahren von der Macht gefegt, weil der Diktator eine weitere Amtszeit anstrebte.

Compaoré flüchtete in die benachbarte Elfenbeinküste, wo ihm der befreundete Präsident Exil gewährte. Compaorés rechte Hand, Ex-Generalstabschef Diendéré, holte nicht einmal ein Jahr danach zum Gegenschlag aus.

1987 hatte das Duo den Präsidenten Thomas Sankara, der in Westafrika, einem Ché Guevara gleich, nach wie vor eine geradezu kultmäßige Verehrung genießt, aus dem Amt geputscht. Womöglich ging es den Putschisten nun auch darum, einen Untersuchungsbericht über Sankaras Tod zu vertuschen, der just vorige Woche veröffentlicht werden sollte und sie in ein ominöses Licht rücken könnte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2015)

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