Eine sagenumwobene Söldnerarmee

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Die Légion étrangère entstand 1831 als Profitruppe für die Eroberung neuer Kolonien.

Sobald die Franzosen irgendwo militärisch eingreifen, raunt man: „Dort ist jetzt die Fremdenlegion!“ Das zeugt vom Mythos der berühmten Elitetruppe, denn sie, gegründet 1831 vom liberalen „Bürgerkönig“ Louis-Philippe (1830–48), war in Wahrheit stets eine kleine Minderheit in Frankreichs Landheer. Aktuell stellt sie mit 7700 Mann sieben Prozent der Armee, die ohne Zivilisten gut 108.000 Mann zählt, und ist auch bei Einsätzen meist nur ein Bruchteil des Ganzen.

Der König ließ die Légion für die Eroberung von Kolonien in Afrika, etwa Algeriens, schaffen. Sie ist dem Staatsoberhaupt direkt unterstellt und wird primär, aber nicht nur, aus Ausländern rekrutiert. Über die Zeit waren das meist Deutsche, Italiener, Belgier, Spanier und Schweizer; heute stellen Osteuropäer gut ein Drittel, Lateinamerikaner ein Viertel, Franzosen höchstens 15 Prozent der Légion, es dienen Afrikaner und Asiaten, aber nur zwei bis drei Prozent Deutsche und eine Handvoll Österreicher. Die Légion (Höchststand 1940 mit 49.000 Mann) focht u. a. in Afrika, Mexiko, in den Weltkriegen, Indochina, im algerischen Unabhängigkeitskrieg, im Irak, ist bei UN-Einsätzen und seit 2013 beim Schutz Malis vor Jihadisten aktiv. Sie gliedert sich in acht Regimenter (de facto Bataillone) und eine Halbbrigade. Die Heimatbasen sind meist in Frankreich, bei einem Regiment ist es Französisch-Guayana, bei der Halbbrigade Abu Dhabi.

Berüchtigt ist die brutale Ausbildung, die Bewerber über ihre Grenzen treibt: Nach Vortests und vier Monaten Grundkurs schieden zuletzt 80 bis 92 Prozent aus, dennoch schaffen es 600 bis 1200 Mann im Jahr. Sie verpflichten sich auf fünf Jahre, Fremde können nach drei Jahren (theoretisch) Franzosen werden. Lang bekamen Legionäre wegen des Prinzips des „Anonymat“ eine neue Identität, seit 2010 nur noch auf Wunsch. Als Motiv hört man oft „Lust auf Action“, realiter sind es meist finanziell-existenzielle Gründe, speziell bei Afrikanern und Osteuropäern, oder Flucht aus privaten Krisen. Verbrecher nimmt die Légion nicht (einst konnte das schon sein), kleinere Delikte, etwa Betrug, werden aber ignoriert.

Parallelen. Seit 1920 existiert in Spanien die etwa gleich starke Legión Española. Sie bestand aber stets mehrheitlich aus Spaniern und nimmt seit 2000 Fremde nur noch auf, falls ihre Muttersprache Spanisch ist, also meist solche aus Lateinamerika und Äquatorialguinea.
In Niederländisch-Ostindien (Indonesien) gab es 1830–1950 die Königlich Niederländisch-Indische Armee, eine legionsartige Truppe (max. etwa 80.000 Mann) primär aus Einheimischen und Afrikanern, es fanden sich aber auch Deutsche, Belgier oder Portugiesen.

Lexikon

Der Paradeschritt der Légion ist mit 88 pro Minute langsamer als im übrigen Militär Frankreichs (110), also geht sie bei Paraden stets am Schluss. Das ist traditionsbedingt: Langsamkeit war in Afrika vernünftiger. Die Spanische Legion geht mit 140 bis 160 (!) Schritt/Minute, was hyperaktiv aussieht.

Infos für Bewerber: legion-recrute.com
www.lalegion.de
Achtung: Österreicher können durch den Eintritt ihre Staatsbürgerschaft verlieren!

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2015)

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