Formel 1: Der heikle Vergleich mit Idolen

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Ferrari-Teamchef Arrivabene geriet nach Aussagen über Schumachers Charakter und Vettels Vorteil schwer in die Kritik. Hamilton feiert in Japan den 41. Sieg und zieht mit Senna gleich.

Suzuka. Mitunter fallen Aussagen, die man bereits bitter bereut, ehe der Satz überhaupt vollendet ist. Nach seinem höchst missglückten Vergleich von Michael Schumacher mit Sebastian Vettel bemühte sich Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene nach dem GP von Japan gehörig zerknirscht um die Reparatur der PR-Panne. Mit einer „Charakterstudie“ zu beiden deutschen Formel-1-Weltmeistern und Ferrari-Piloten hatte der Italiener für Wirbel gesorgt. Er hatte Vettel als „sogar besser“ als den siebenmaligen Rekordchampion dargestellt.

Die Empörung war gewaltig, Arrivabene sagte nach dem Rennen und der siegreichen Rückkehr von Lewis Hamilton irritiert, hier werde eine „Riesengeschichte aus nichts“ gemacht. Doch so einfach war die Sache nicht. Das Thema Schumacher ist nach dessen Skiunfall und Kopfverletzung emotional genug, und wenn es dann auch noch um Ferrari geht, wiegt jedes Wort schwer. Arrivabene hatte der „Corriere della Sera“ ins Aufnahmegerät diktiert: „Viele haben gesagt, dass Seb nur gewann, weil er das bessere Auto hatte und in bestimmten Augenblicken habe ich das auch gedacht. Heute, da ich mit ihm arbeite, kann ich sagen, dass er in gewisser Hinsicht sogar besser ist als Michael.“ Auf die Frage, ob technisch oder vom Charakter her, antwortete er: „Vom Charakter her, denn Michael war ein Introvertierter, der sich nur einem engen Personenkreis öffnete. Seb strahlt mehr aus.“

Seine Meinung sorgt in Italien und Deutschland aber weiterhin für heftige Kontroversen. Vor allem: Als Schumacher von 1996 bis 2006 72 Siege für die Scuderia holte und fünfmal in Serie (2000–2004) Weltmeister wurde, war Arrivabene noch Manager eines Tabakkonzerns und kannte die Formel 1 nur von Besuchen im Paddock Club. Vettel fährt erst seit heuer für Ferrari und holte bislang drei Siege. „Es sind unterschiedliche Zeiten und Typen, und es ist auch viel zu früh für solche Einschätzungen“, erklärte nun Schumachers Managerin Sabine Kehm der Deutschen Presse-Agentur. „Faire Vergleiche sind generell schwierig, um nicht zu sagen: unmöglich.“

Die Mercedes-Rangordnung

Lewis Hamilton hingegen schreckt vor dem Vergleich mit seinem Kindheitsidol Ayrton Senna nicht zurück. Auch das ist eine Frage des Charakters, doch nach seinem 41. GP-Sieg hat der zweimalige Weltmeister nach Siegen mit dem 1994 in Imola verunglückten Brasilianer gleichgezogen. Ein WM-Titel fehlt noch, spätestens mit Saisonende ist aber auch in dieser Wertung der Gleichstand erzielt. Ewige Nummer 1? Schumacher mit 91 Siegen.

In der Fahrer-WM führt der Titelverteidiger fünf Rennen vor Saisonende mit 48 Punkten vor Nico Rosberg und 59 vor Vettel. Für Mercedes gab es im 14. Rennen des Jahres den achten Doppelsieg zu feiern. Der Wiener Toto Wolff war „superglücklich, dass wir wieder da sind, wo wir vor Singapur aufgehört haben“. Die Rangordnung sei wieder hergestellt worden, jetzt laufe wieder alles nach Plan. (fin)

GP VON JAPAN

1. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 1:28:06,508

2. Nico Rosberg (GER) Mercedes 18,964

3. Sebastian Vettel (GER) Ferrari 20,850

Weiters, 4. Räikkönen (FIN) Ferrari 33,768 5. Bottas (FIN) Williams 36,746 6. Hülkenberg (GER) Force India 55,559 7. Grosjean (FRA) Lotus 1:12,298 8. Maldonado (VEN) Lotus 1:13,575 9. Verstappen (NED) Toro Rosso 1:35,315 10. Sainz jr. (ESP) Toro Rosso 1 Runde.

WM-Stand (nach 14 von 19 Rennen): Hamilton 277 vor Rosberg 229, Vettel 218 und Räikkönen 119.

Konstrukteurs-WM: 1. Mercedes 506 2. Ferrari 337 3. Williams 208 4. Red Bull 139 5. Force India 77.

Nächster GP: Sotschi, 11. Oktober

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2015)

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