Lungenkrebs: Bewusstsein in der Bevölkerung fehlt

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62 Prozent der Menschen glauben, dass Lungenkrebs ausschließlich eine "Raucherkrankheit" ist, was nicht stimmt.

Trotz der Häufigkeit und der Tödlichkeit von Lungenkarzinomen ist den Menschen in vielen Ländern der Welt offenbar das Risiko nicht bewusst. Das hat eine beim Europäischen Krebskongress präsentierte Umfrage in Österreich, Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Spanien und der Schweiz Anfang August (8.263 Probanden) ergeben.

Die demoskopische Studie unter 16- bis 54-Jährigen soll eine aktuelle Datenbasis für ein auch vom US-Pharmakonzern BMS unterstütztes Lungenkrebs-Selbsthilfe-Netzwerk (Lung Cancer Europe - LuCE) sein, das in Wien präsentiert wurde. Proponentin Regine Deniel Ihlen sagte: "Bei mir wurde Brustkrebs im Jahr 2002 im Frühstadium diagnostiziert. Deshalb bin ich noch hier." Das Bewusstsein in Sachen Lungenkrebs sei miserabel. "62 Prozent der Menschen glauben, dass Lungenkrebs ausschließlich eine 'Raucherkrankheit' ist, was nicht stimmt. Zehn Prozent der Befragten sagten, sie seien über die Krankheit nicht informiert. 20 Prozent konnten keines der Hauptsymptome nennen, zum Beispiel anhaltenden Husten. 45 Prozent sagten, Brustkrebs wäre die häufigste Krebs-Todesursache bei Frauen, nur acht Prozent tippten auf Lungenkrebs."

Dem allen stehen eindeutig Fortschritte in der Behandlung auch fortgeschrittener Lungenkarzinomerkrankungen gegenüber, wie sie bei dem Wiener Krebskongress präsentiert wurden. Vor allem Mittel der zielgerichteten Krebstherapie aufgrund der molekularbiologischen Signatur des jeweiligen Tumors und neue Immuntherapeutika sind hier zu nennen.

Nichtrauchen und Früherkennung

Am Sonntag wurde in Wien gerade zur Immuntherapie bei fortgeschrittenen Lungenkarzinomen, die auf die vorhandenen medikamentösen Therapien nicht mehr ansprechen, Erfolg versprechende Studienergebnisse präsentiert. Johan Vansteenkiste von der Universitätsklinik Leuven (Belgien) und die Co-Autoren behandelten 287 Patienten zur Hälfte mit dem Chemotherapeutikum Docetaxel und zur anderen Hälfte mit dem monoklonalen Antikörper Atezolizumab. Letzteres soll jene Signalgebung zwischen Tumorzellen und aktivierten Immunzellen blockieren, welche die Abwehrzellen am Angriff hindert. Bei den mit dem neuen Arzneimittel behandelten Personen stieg insgesamt die mittlere Überlebenszeit im Vergleich zu der Chemotherapie von 9,7 auf 12,6 Monate. Bei besonders für die Immuntherapie geeigneten Patienten erhöhte sich die mittlere Überlebensdauer um 7,7 Monate.

Weltweit befindet sich derzeit eine Unzahl an neuen Substanzen der zielgerichteten Krebstherapie und der neuen Immuntherapeutika auch gegen Lungenkrebs in Entwicklung und Erprobung. Doch wahrscheinlich ist die "harte Nuss" bei allen absehbaren Erfolgen am ehesten durch Vorbeugung - eben das Nichtrauchen - und die Früherkennung zu knacken.

(APA)

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