Rechtsanwalt Andreas Rabl (FPÖ) hat gute Chancen, der erste nicht rote Bürgermeister der Stadt Wels zu werden.
Wels. Ein abgesandelter Drogen-Hotspot mit einem Integrations- und Sicherheitsproblem: So beschreibt der Freiheitliche Andreas Rabl seine Heimat Wels – jene Stadt, der er selbst bald als Bürgermeister vorstehen könnte. Denn erstmals seit 1945 ist die SPÖ in der Arbeiterstadt nicht mehr stärkste Kraft. Das sind nun die Blauen. Auch bei der Bürgermeisterwahl hat sich Rabl im ersten Durchgang gegen den SPÖ-Kandidaten, Hermann Wimmer, durchgesetzt (47,59 versus 27,38 Prozent). Wie in Linz (dort heißt es SPÖ gegen ÖVP) gibt es auch in Oberösterreichs zweitgrößter Stadt am 11.Oktober eine Stichwahl. Rabl hat dabei gute Chancen.

Der 42-jährige Anwalt dürfte in der Stadt mit überdurchschnittlich hohem Migrantenanteil nicht nur vom Flüchtlingsthema, sondern auch von der Schwäche der SPÖ – zuletzt in eine Veruntreuungsaffäre verstrickt – profitiert haben. Rabl scheint auch für viele Bürgerliche wählbar zu sein. Er sei „kein Rechts-außen-Blauer“ konstatierten die „Oberösterreichischen Nachrichten“. Rabl selbst sagte kürzlich, mit „Rechtsradikalismus nichts am Hut“ zu haben. Als einer seiner Parteikollegen, der schon früher wegen einer Nazi-Sprühaktion mit der Justiz zu tun hatte, während des Wahlkampfes mit einer „Bürgerwehr“ in einer Siedlung patrouillierte, verteidigte ihn Rabl aber: Es handle sich lediglich um einen „Verein“ und der FPÖ-Kandidat bekenne sich zur Demokratie.Mit den anderen Parteien im Gemeinderat hat Rabl – auch auf persönlicher Ebene – ein durchaus gutes Auskommen. An seiner harten Politik – und vor allem am kompromisslosen Ausländerkurs – ändert das nichts. Als zuständiger Wohnbaustadtrat ordnete Rabl an, Gemeindewohnungen nur noch an Menschen, die gut genug Deutsch sprechen, zu vergeben. Im Wahlkampf warnte er wiederum davor, dass „Wels nicht Traiskirchen“ werden dürfe und forderte, freiwillige Sozialleistungen an Integrationserfolge zu binden. Er selbst findet dennoch, dass er eine „hohe soziale Komponente“ besitze. Er sei mit vier Geschwistern aufgewachsen, habe oft die Kleidung der älteren Schwester tragen müssen und habe dadurch gelernt, dass „man um etwas kämpfen muss“. Außerdem habe er schon früh eigenes Geld verdienen müssen. Im Alter von 14 Jahren trat er mit einem Dudelsackspieler auf Jahrmärkten auf und spielte Geige. Das habe ihn zielstrebig gemacht.
Der promovierte Jurist ist mit einer Investmentbankerin, einer Russin, verheiratet. Sie haben ein Kind. Kennengelernt hat er sie auf einer Feier von Ex-Justizminister Dieter Böhmdorfer. „Er ist der Trauzeuge meiner Eltern und hat auch mich und meine Frau zusammengebracht“, sagt Rabl. Er erzählt gern. Nicht verwunderlich, dass er auch Rhetorik- und Kommunikationstrainer ist.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.09.2015)